Licht - eine Betrachtung aus einem anderen Blickwinkel
Licht und Schattenwirkungen sind seit Jahrtausenden Wegbegleiter der Architektur. Im Bauwesen zählt die Licht- und Elektroplanung mitunter zu den aufwendigsten Ingenieursleistungen. Von qualifizierten Baubiologen und baubiologischen Messtechnikern kann hier nun das noch vielfach fehlende, vorab aller Planungen stehende „Bewusstsein für gesundes Licht“ einfließen und dadurch das Konzept vervollständigen. In vielen Verordnungen und Richtlinien werden lediglich die lichtspezifischen Parameter, wie Beleuchtungsstärke, Blendung, etc. betrachtet. Die biologisch Wirksamen finden nun allerdings immer mehr Einzug (DIN SPEC 67600, Human Centric Lighting, …).
Biologische Vorgänge
Biologische Rezeptoren im Auge verarbeiten die „Reize“ durch Licht in verschiedenen Ebenen. Zirkadianer Rhythmus (Master-clock), Melanopische Wirkungen und Hormonproduktion sind hier nur beispielhafte Aufführungen. Bis 85 Hz nimmt ein Mensch die Frequenzen bewusst wahr, bei Monitoren allerdings (messbar) Lichtflimmerfrequenzen bis 2000 Hz. In Bezug auf die elektrischen Bauteile können meist billige oder schlecht konstruierte Treiberschaltungen bei LED einen Flimmeranteil von 100% erzeugen. Die messbaren Wirkungen sind u.a.: Müdigkeit, Augenschmerz, Konzentrationsstörungen, Stress, verminderte Arbeitsproduktivität, Schlafstörungen und Migräne. Auch Pflanzen in Innenräumen (Wandflächenbegrünung) reagieren auf unterschiedliche Beleuchtungen: Blau-/Rot- oder UV-Anteil, oder Dauer beeinflussen das Längenwachstum, die Wachstumshöhe und Blütenbildung.
Störungen
Mitunter ist es im Nachgang einer fertigen Bauausführung zu massiven Störungen im EMV-Bereich durch LED-Leuchtmittel gekommen, da im Netzteil verbaute Schaltregler Oberwellen bis in den MHz-Bereich erzeugen. Lichtflicker im oberen KHz-Bereich werden, wie erhöhte Abstrahlung langer Leitungswege, Stör-spannungen im Hausnetz, SmartHome Anwendungen, Störthemen bei DAB+ Sendern und bei Funkfernbedienungen (Garagentore) diesen zugeordnet. Es bedarf oftmals nicht nur in öffentlichen Gebäuden einer gezielten und geplanten Umsetzung von „gesundem Licht“.
Nachhaltigkeit
Im Zuge der „echten Ökobilanzierung“ und einem „Gebäudepass“ sollen Schadstoffe, wie Schwermetalle, Klebstoffe, Flammschutzmittel, etc. weitgehend vermieden werden. Auch die Fähigkeit Leuchtmittel ersetzen zu können und nicht Energie- und Materialverschwendung durch „festverbaute Komponenten“ zu unterstützen sind Ziele, auf die gerade junge Planer regelmäßig hinweisen. Einfache, trennbare Materialien in der Planung unter dem Aspekt der cradle to cradle und Lebenszyklusbetrachtung müssen zwingend Einzug und Beachtung finden.
Auswirkungen im Alltag auf uns Menschen
Vielfach zeigen die Ergebnisse aus wissenschaftlichen Untersuchungen die Zusammenhänge zwischen Licht und Lichtwirkung auf das Lernverhalten bei Kindern und Jugendlichen auf. Gerade in den Lernphasen kann das „falsche Licht“ zu Überbelastung, Augenschmerzen und Augenreizungen, aber auch zu konkreten Lernstörungen führen. Gehirnstrommessungen belegen eindeutig die Zusammenhänge zwischen den Wellenlängen und Frequenzen der Lichtquellen. Lernschwäche, Sehstörungen und Konzentrationsproblematiken in allen Facetten sind oftmals nur die Symptome. In der Folge hiervon sind Schlafstörungen keine Seltenheit und nach kassenärztlichen Auswertungen seit Jahren Ursache vieler vegetativer Krankheitsbilder.
Es gibt Lösungen
Auswahl geeigneter Lichtquellen, eine geplanten Lichtsteuerung und Beleuchtungsmittel mit viel „Lichtfarbe“ können heutzutage über adaptive Steuerungsmethoden auch den unterschiedlichen Tageszeiten angepasst werden. Je nach Tageszeit sind bei solchem „naturähnlichen Lichtspektrum“ in der Lichtfarbe beispielsweise Rottöne, oder Blautöne dominierend. Baubiologen und baubiologische Messtechniker (meist im weltweit größten Verband Baubiologie VB vernetzt) verfügen über das Fachwissen adäquat Lösungen anzubieten.
Über den Autor
Baubiologe,
Sachverständigenbüro für Umweltanalytik, Wohngesundheit und Baubiologie