Magen-Darm-Erkrankungen in der TCM
In der traditionellen chinesischen Medizin teilt man die Organe des Körpers in zwei Kategorien: einmal die Speicherorgane, auch Zang-Organe genannt, und zum anderen die Hohlorgane, auch Fu-Organe genannt. Die Speicherorgane, zu denen Herz, Leber, Nieren, Milz und Lunge gehören, sind Langzeitspeicher. Sie speichern das lebensnotwendige Qi, wandeln es um und setzen es wieder frei, damit der Körper funktioniert und der Mensch lebt. Die Hohlorgane, zu denen Dünndarm, Dickdarm, Harnblase, Gallenblase, Magen und der Dreifach-Erwärmer (fiktives Organ, das alle Körperhöhlen und Zwischenräume zwischen Muskulatur und Organen bezeichnet) zählen, sind hingegen nur Kurzzeitspeicher. Sie sind hohl, werden ständig gefüllt und wieder geleert, transportieren lebenswichtige Stoffe und scheiden Gifte aus. In der Therapie ist es wichtig, Stauungen zu beseitigen, um die Hohlorgane für ihre Funktion wieder durchgängig zu machen.
Dies geschieht in der traditionellen chinesischen Medizin durch Ganzkörperakupunktur, die festgelegte Punkte auf der Körperoberfläche stimuliert, damit der Durchfluss gewährleistet wird. Ebenso ist eine begleitende Kräutertherapie wichtig, da durch die Mischung von bestimmten Pflanzen der Magen- und Darmbereich gezielt behandelt werden kann. Die Kräuter haben eine erwärmende und ableitende Funktion, sie unterstützen die Verdauung und wirken gegen Schmerzen.
Magenschmerzen, Völlegefühl, Blähungen
Der Magen ist der „Kochtopf“, der die aufgenommene Nahrung fermentiert und nach dem Reifeprozess nach unten zum Dünndarm abgibt. Für das „Einkochen“ braucht er viel Flüssigkeit und reagiert empfindlich auf Trockenheit, die durch eine Blockade des Qi ausgelöst wird. Es kommt zu Beschwerden, die von Schmerzen, Völlegefühl, Aufstoßen, Appetitverlust, bis hin zu Schmerzen unter den Rippen, sowie Blähungen und Windabgang reichen. Von außen eingebrachte Bakterien, Diätfehler, Stress oder auch eine Schwäche der Milz verursachen Schmerzen, die mitunter auch chronisch werden und zur Magenentzündung führen.
In der traditionellen chinesischen Medizin wird nach der zugrundeliegenden Ursache therapiert. Die Blockade des Qi durch von außen zugeführte Krankheitserreger, z.B. Bakterien oder Pilze, und durch Kälteeinfluss von außen (kalte Getränke, Eis, vor allem im Sommer) wird durch die Wärme von Akupunktur und der Kräutertherapie aufgelöst. Ebenso wird der Schmerz gemildert. Bei Nahrungsstagnation, die Verdauungsprobleme, Völlegefühl und Schmerzen unter den Rippen hervorruft, hilft ebenso die Akupunktur, sowie ein Verdauungstee, um den Stoffwechsel wieder in Gang zu bringen. Leicht verdauliche Nahrung wie z.B. Suppen sind zu Beginn der Therapie zu empfehlen.
Verstopfung, Durchfall
Verstopfung ist gekennzeichnet durch trockenen Stuhl, eine verlängerte Entleerungszeit (3-5 Tage oder 7-8 Tage), und auch die Schwierigkeit einer vollständigen Entleerung. Dies führt zu Blähungen, Schmerzen im Unterbauch, Übelkeit, Schwindel, Druck im Kopf, Schlafstörungen und Unruhe. Das gestörte Zusammenspiel der Bakterien im Dickdarm und die Ansammlung von Hitze sind aus der Sichtweise der traditionellen chinesischen Medizin Auslöser einer Verstopfung. Die innere Hitze, die durch einen Stau oder Mangel des Qi entsteht, führt zu Austrocknung der Körperflüssigkeiten, dem Stuhl wird zu viel Wasser entzogen. Ziel der Therapie ist es, die Hohlorgane Dünndarm und Dickdarm wieder durchgängig zu machen, die Hitze zu vertreiben und das Qi wieder zu stärken. Dies geschieht durch gezielte Akupunktur und auch durch die Gabe von Kräutermischungen.
Durchfall äußert sich in mehreren Stuhlentleerungen am Tag, der Stuhl hat eine weiche, breiige oder auch wässerige Konsistenz. Er tritt hauptsächlich im Sommer und Herbst auf. In der traditionellen chinesischen Medizin ist die Ursache von Durchfall in einem gestörten Zusammenspiel von Magen und Milz zu suchen. Die Mitte des Körpers ist durch äußere Einflüsse, wie z.B. Bakterien, Kälte und Wind, oder auch Sommerhitze angegriffen. Die Milz reagiert auf diese Einflüsse mit der übermäßigen Bildung von Schleim, sie wird durch die Anstrengung geschwächt. Die traditionelle Therapie versucht bei akutem Durchfall durch Akupunktur und Kräutertherapie Feuchtigkeit auszuleiten, die Milz zu trocknen und übermäßige Hitze zu klären. Ebenso muss die Verdauung unterstützt werden. Ist der Durchfall bereits chronisch, so muss zuerst das Qi gestärkt und die Milz unterstützt werden, um das Zusammenspiel Milz und Magen wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Kalte und rohe Nahrungsmittel sind zu meiden, sowie Fette und Süßes. Abgekochtes Trinkwasser, Suppen und Brei sind zu empfehlen.
Reizdarm, Nahrungsmittelunverträglichkeit
Das Reizdarmsyndrom wird hauptsächlich durch Vorgänge im Körper ausgelöst, die hormoneller Art sind und auch die Psyche betreffen. Verstopfung und Durchfall wechseln sich ab. Stress und seelischer Druck beeinflussen die Nerven, die den Darm umgeben und führen zu Verkrampfung. Ebenso ist der Magen betroffen, der Qi-Mechanismus, der aus dem Aufsteigen und Absinken des Qi bei der Verdauung besteht, ist gestört. In der Menopause tritt das Reizdarmsyndrom gehäuft auf, hier handelt es sich um hormonelle Veränderungen im Körper der Frau, die zu einer Überhitzung des Magens und zur Schwächung des Qi der Milz führen. Bei der Nahrungsmittelunverträglichkeit, die durch Blähungen, Völlegefühl und Durchfälle gekennzeichnet ist, ist die Symptomatik ebenso auf die energetische Schwäche der Milz zurückzuführen. Da Magen und Milz Partnerorgane sind und sich gegenseitig unterstützen, wirkt sich die Schwäche des einen Organs negativ auf das andere Organ aus, das nun mehr gefordert ist und seine Ressourcen schneller verbraucht. Beide Krankheitsbilder, Reizdarm und Unverträglichkeit, bezeichnen eine Funktionsstörung der Mitte. Die traditionelle chinesische Medizin behandelt das Mangel Syndrom der Milz mit Akupunktur und Kräutern, die die Milz stärken und auch die Hitze aus dem Partnerorgan Magen entfernen. Akupunktur beruhigt und harmonisiert auch das Nervensystem des Darms und der Psyche, ebenso ist ein positiver Einfluss auf die hormonellen Veränderungen in der Menopause nachzuweisen.