Die Lungenentzündung im Röntgenbild
Im Herbst und im Winter mehren sich wieder die Fälle einer Lungenentzündung, die in der Fachsprache Pneumonie genannt wird. Neben den typischen Symptome wie Husten, Fieber, Auswurf und ein deutliches Krankheitsgefühl wird die Diagnose durch Blutuntersuchungen und oft auch zusätzlich durch ein Röntgenbild gestellt.
Warum ist eine Lungenentzündung im Röntgenbild gut sichtbar?
Die Lunge ist ein schwammartiges Organ, das im normalen Zustand mit Luft aufgefüllt ist. die Atemluft strömt durch den Mund und die Luftröhre in die Atemwege (Bronchien), die sich im weiteren Verlauf verzweigen und sich zu immer kleineren Bronchiolen entwickeln. Diese enden in den sogenannten Lungenbläschen, in der Fachsprache Alveolen genannt. In diesen kleinen, kugeligen Strukturen, die wie Weintrauben um einen zentralen, winzigen Atemweg herum angeordnet sind, findet dann der Gasaustausch statt. Dieser Gasaustausch ist die Grundlage für die Aufnahme von Sauerstoff aus der Atemluft in das Blut. Dadurch, dass die gesunde Lunge also zum größten Teil aus Luft besteht, fallen bereits relativ kleine Veränderungen im Röntgenbild auf. Im Falle einer im Röntgenbild sichtbaren Lungenentzündung ist die Erkrankung für den Patienten oft schon deutlich zu spüren.
Woraus besteht eine Lungenentzündung?
Eine Lungenentzündung betrifft die Lungenbläschen, Ursache sind meist Bakterien, manchmal auch Viren oder sogar Pilze. Die Entzündungsreaktion führt zu einer Verdickung der Wand der Lungenbläschen und schließlich zu Flüssigkeitsansammlungen und Ansammlung von Entzündungszellen innerhalb der Lungenbläschen. Flüssigkeit hat eine deutlich höhere Dichte als Luft und führt im Röntgenbild deshalb zu einer Verschattung, die der Arzt erkennt.
Ist jede Verschattung eine Lungenentzündung?
Nein. Neben den seltenen Formen einer Lungenentzündung, zum Beispiel der Tuberkulose können auch andere Erkrankungen eine Verschattung auslösen. Zum Beispiel eine Flüssigkeitsansammlung zwischen den Blättern des Lungenfells oder aber auch Tumore. Der Facharzt kann für gewöhnlich solche Veränderungen unter Kenntnis der Beschwerden gut voneinander unterscheiden. In seltenen Fällen kann es notwendig sein, durch ein noch genaueres, bildgebendes verfahren, die sogenannte Computertomographie, das Lungenparenchym detaillierter darzustellen.
Was ist eine atypische Pneumonie?
Die atypische Pneumonie unterscheidet sich in vielen Punkten von der normalen Pneumonie, wobei eine scharfe Abgrenzung nicht immer möglich ist. Sie wird durch andere Erreger ausgelöst und mit anderen Antibiotika behandelt. Sie kann deutlich milder verlaufen als die typische Pneumonie und auch im Röntgenbild kann sie sich deutlich von der typischen Pneumonie unterscheiden. Die Verschattungen sind weniger dicht und groß oder können vereinzelt an unterschiedlichen Positionen der Lunge vorliegen.
Ist ein Röntgenbild der Lunge immer notwendig, wenn der Verdacht auf Lungenentzündung besteht?
Nein, nicht bei jedem Verdacht wird automatisch ein Röntgenbild durch ihren behandelnden Arzt angefordert. Die Entscheidung darüber, ob ein Röntgenbild nötig ist, hängt davon ab, ob die Symptome eindeutig sind und auch wie schwer die Krankheit klinisch verläuft, das heißt wie ausgeprägt ihre Symptome sind. Die behandelnden Ärzte sind zumeist sehr erfahren darin, ob ein Röntgenbild zur Entscheidung der richtigen Behandlung notwendig ist, denn die Lungenentzündung ist keine seltene Erkrankung. In der Gesamtbevölkerung kommen statistisch 1 bis 11 Fälle auf 1000 Einwohner. Risikogruppen, wie zum Beispiel die Bewohner von Altenheimen, haben eine höhere Häufigkeit von bis zu 114 Fällen auf 1000 Personen. Bei Patienten ohne Vorerkrankungen ist die Prognose gut und die Lungenentzündung heilt in der Regel ab. Im Röntgenbild verbleibt manchmal eine schmale Narbe, die an die abgelaufene Pneumonie erinnert.
Über den Autor
Chefarzt Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie