Hautveränderungen bei Parkinson-Syndromen -
Bedeutung und Therapie

Teil 1

Vorwort

Bereits aus dem letzten Jahrhundert stammt die Aussage, dass die Haut ein Spiegel der Parkinson-Krankheit ist. Diese Aussage beruht vor allem auf dem „SALBENGESICHT“, ein in alten Lehrbüchern oft aufgeführtes Symptom der Krankheit. Infolge des Dopaminmangels erfolgt eine Überproduktion von Talg im Bereich der Gesichts- und Kopfhaut, die Haut glänz wie frisch eingecremt (siehe Abbildung 1). Die heutige moderne medikamentöse Therapie hat dieses Symptom fast verschwinden lassen, heute wird eher über eine trockene Haut geklagt. Ein Salbengesicht deutet somit immer auf eine nicht optimale dopaminerge Ersatzbehandlung hin, oft infolge nicht zu tolerierender Nebenwirkungen bei Parkinson-Demenz-Patienten (z.B. Psychosen) oder infolge eines zu geringen oder fehlenden Ansprechens auf die L-Dopa-Behandlung bei atypischen oder sekundären Parkinson-Syndromen.

Obgleich auch andere Hautveränderungen bei Parkinson häufig sind, finden sie keine ausreichende Beachtung. Viele Patienten und deren Angehörigen sind bereits mit dem Management der motorischen Störungen überfordert. Auch noch Haut oder Schleimhaut zu pflegen, fällt dann äußerst schwer.

All denen, die sich trotz allen anderen Aufwendungen der Pflege ihrer Haut und ihrer Schleimhäute zuwenden möchten, sei die folgende Übersicht gewidmet.

 

EINLEITUNG

Was überhaupt ist die Haut und warum wird sie bei Parkinson krank?

Die bekannte Hautärztin, Frau Dr. Yael Adler leitet ihr Buch „Haut nah“ , welches sehr zu empfehlen ist, mit folgenden Worten ein: „Sie ist knapp zwei Quadratmeter groß und umhüllt alles, was wir in uns tragen…Sie kann senden und empfangen…ist ein Objekt der Begierde, unsere Grenzschicht…und zugleich ein gigantisches Biotop für Bakterien, Pilze, Viren und Parasiten“.

Besser kann man das Organ Haut glaube ich nicht beschreiben, und all diese Eigenschaften können bei Parkinson verändert sein.

Per Definition ist die Haut (auch Cutis genannt) das größte Organ des Körpers, welches die Abgrenzung zur Außenwelt bildet. Sie umhüllt und schützt den menschlichen Körper unter anderem vor Verletzungen, Sonnenlicht, Austrocknung oder krankmachenden Keimen. Sie besitzt eine Fläche von ca. 1.8 m2, ist bis 4 mm dick und wiegt zwischen 3.5 und 10 kg, mit Fettgewebe bis ca. 20 kg. Sie besteht aus verschiedenen Schichten mit unterschiedlichen Aufgaben, auf die später näher eingegangen wird. Der Umwelt direkt ausgesetzt ist die Oberhaut (Epidermis), darunter liegt die Lederhaut (Dermis oder Corium) und den Keller bildet die Unterhaut (Subcutis). Die Haut enthält sind Drüsen (Schweiß-, Talg- und Duftdrüsen), Blutgefäße, Nervenendigungen, Rezeptoren für Wärme und Berührung aber auch Haare und Nägel, sie werden Hautanhangsorgane genannt.

Funktionen der Haut

Neben der Sicherung der körperlichen Integrität und dem Schutz von Umwelteinflüssen (z.B. Sonne) hat die Haut einen großen Anteil am Wärmehaushalt (z.B. Schwitzen), an Sinneswahrnehmungen (Tasten, Druck, Berührung, Schmerz etc.), der sonnenlichtabhängigen Herstellung von Vitamin-D und der Aufnahme bestimmter Stoffe zur Pflege oder in der Medizin zur Therapie (z.B. transdermale Wirkstoffpflaster in der Parkinson- oder Schmerztherapie). Um all diese Funktionen ausführen zu können, muss sie mit intelligenten Kabeln – den Nervenbahnen- versorgt sein. Die Ansteuerung dieser für die Haut zuständigen Nervenbahnen erfolgt unter anderem durch das vegetative Nervensystem, auch autonomes Nervensystem genannt, da es ohne unser Zutun zuverlässig im Verborgenen für uns arbeitet.

Und hier haben wir die wichtigste Störungsquelle bei Parkinson – wie wir wissen leiden Parkinson-Patienten unter zahlreichen vegetativen Störungen, da auch das vegetative Nervensystem (Sympathikus und Parasympathikus) durch den Dopaminmangel in seiner Funktion gestört ist. Zu den bekanntesten vegetativen Störungen zählen Verstopfung und Inkontinenz. Hier sind auch die meisten Hautveränderungen zuzuordnen, den vegetativen Störungen!

Die meisten Hautveränderungen bei M. Parkinson entstehen durch eine Funktionsstörung im autonomen Nervensystem!

Über den Autor

Dr. med. Ilona Csoti
Dr. med. Ilona Csoti
Ärztliche Direktorin
Gertrudisklinik Biskirchen

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