Die Plastische und Ästhetische Chirurgie (Teil 5 / 5) –
Die Verbrennungschirurgie

Den letzten, aber sehr speziellen, Fachbereich unter den vier Säulen der Plastischen Chirurgie stellt neben der Rekonstruktiven Chirurgie, Ästhetischen Chirurgie und Handchirurgie die Verbrennungschirurgie dar. Vollumfänglich wird dieser Bereich nur an definierten Verbrennungszentren oder Zentren für Schwerbrandverletzte abgebildet. Im Vordergrund steht an solchen Zentren die Behandlung von Verbrennungsopfern, die intensivmedizinische Maßnahmen benötigen. Diese Zentren sind in aller Regel in die Plastische Chirurgie integriert. Eine Ausnahme bilden hier Kinderkliniken, die eigene Verbrennungseinheiten für Kinder und Jugendliche betreiben. Eine Übersicht dieser Kliniken bietet hier die Homepage der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin.

Zur Beurteilung der Verbrennungstiefe gibt es eine Einteilung in mehrere Verbrennungsgrade. Am gängigsten ist die Einteilung in drei Verbrennungstiefen. Dabei stellt die Verbrennung I° eine Rötung der Haut wie bei einem Sonnenbrand dar. Eine Verbrennung II° wird zusätzlich noch in eine II a° und II b° Verbrennung unterteilt. Dieser Unterschied hat insbesondere auch eine therapeutische Relevanz. Während II a° Verbrennungen allein durch konservative Maßnahmen zum Abheilen gebracht werden können, müssen bei II b° Verbrennungen chirurgische Maßnahmen getroffen werden. Das liegt daran, dass bei einer II a° Verbrennung nur die oberen Schichten der Oberhaut betroffen sind und die Schicht in Teilen erhalten ist, aus der sich die neue Oberhaut bilden und regenerieren kann. Bei einer II b° Verbrennung sind dagegen genau diese Bereiche mitbetroffen, so dass die Oberhaut über kein eigenes Regenerationspotential verfügt.

Als therapeutische Konsequenz bedeutet dies, dass ab einer Verbrennungstiefe II b° eine Hauttransplantation erfolgen muss. Klinisch zeigt sich der Unterschied zwischen I° und II° durch eine Blasenbildung der Haut bei der II° Verbrennung, während eine I° Verbrennung nur mit einer Hautrötung einhergeht. Auch lässt sich bereits bei der II° Verbrennung klinisch untersuchen, ob es sich um eine oberflächliche II° (II a°) oder um eine tiefe II° (II b°) Verbrennung handelt. Bei einer II a° Verbrennung ist die Wunde schmerzhafter, eher rötlich und die Körperhärchen sind bei Zug noch fest in der Haut verankert. Hingegen ist der Wundgrund bei einer II b° Verbrennung eher weißlich, weniger schmerzhaft bis schmerzfrei und die Körperhärchen lassen sich ohne Widerstand leicht aus der Haut ziehen. Bei der III° Verbrennung hingegen sind alle Hautschichten, sowie das Unterhautfettgewebe betroffen. Hier bleibt nur die chirurgische Säuberung mit zeitversetzter Deckung/Wiederherstellung der Haut z.B. durch eine Hauttransplantation, die auch auf die Muskelhüllschicht möglich ist. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass manche Gradeinteilungen auch noch eine Verbrennung IV° vorsehen, die dann einer vollständigen Verbrennung entspricht.

Während großflächige Verbrennungen und insbesondere Verbrennungen des Gesichts mit fraglichem Inhalationstrauma direkt notärztlich versorgt werden sollten, der ebenfalls die Koordination ggf. mit direkter Verlegung in eine Verbrennungszentrum organisieren kann, können kleine Verbrennungen zunächst gekühlt werden, wobei darauf zu achten ist das die Kühlung nicht zu kalt ist (kein kaltes Wasser oder Eis), da sonst ein Erfrierungsschaden droht.

In der Klinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie an den Lahn-Dill-Kliniken in Wetzlar behandeln wir alle akuten Verbrennungen, die nicht eine Indikation zur Behandlung in einem Verbrennungszentrum darstellen. Verbrennung mit Zentrumsindikation sind z.B. Verbrennungen II° mit mehr als 10% Körperoberfläche, Verbrennungen an Händen, Gesicht oder Genitalien, Verbrennungen durch Elektrizität inklusive Blitzschlag, Verätzungen durch Chemikalien, Inhalationstrauma, etc.

Folgen von Verbrennungen, d.h. Vernarbungen oder eingeschränkte Beweglichkeit von Gelenken durch Verbrennungsnarben, etc. fällt wiederum in den Bereich der rekonstruktiven Plastischen Chirurgie, die wir - wie in Teil II dieser Serie dargestellt - vollumfänglich anbieten.

Über den Autor

Dr. med. Tomislav Dodic
Dr. med. Tomislav Dodic
Chefarzt der Klinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie, Klinikum Wetzlar

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