
...und immer wieder schmerzt mein Bauch
Chirurgischer Ratgeber:
Verwachsungen im Bauchraum nach Operationen
Warum schmerzt schon wieder mein Bauch? War eine Speise nicht mehr „gut“? Habe ich zu viel gegessen? Habe ich irgendetwas nicht vertragen? Alle diese Gedanken erhalten dann keine richtige Antwort, wenn ein Phänomen im Bauchraum vorliegt, das sich sowohl ganz akut oder immer wieder zeigen kann, ein „Chamäleon“ geradezu. Dieses Phänomen nennt sich „Verwachsungen“.
Wie klärt man Bauchschmerzen ab?
Die vielfältigen Ursachen von akuten oder chronischen Bauchschmerzen sind durch umfangreiche instrumentelle oder bildgebende diagnostische Möglichkeiten sehr gut darstellbar. So erbringen Ultraschall (Sonografie), Bildschnittverfahren (MRT, CT) und Röntgentechniken auch mit Kontrastmitteln) schmerzlos und „von außen“ zahllose exakte Schmerzursachen. Erweitert führen die endoskopischen Spiegelungen des Verdauungstraktes (Magen-Darm-Takt mit Gastroskopie und Koloskopie) nicht nur zum Erkennen der Erkrankungen durch das „Sehen“, sondern es können Gewebeteile entnommen werden, die unter dem Mikroskop die Erkrankung diagnostizieren lässt.
Noch weitergehende Möglichkeiten der Diagnostik ergeben sich durch gezielte Punktionen mit MRT/CT/Sonografie-Bildgebung.
Und dann wird doch „nichts“ gefunden, was die Beschwerden erklärt!
Spätestens der Bauchchirurg („Visceralchirurgie“) sollte beim Betrachten der Bachdecke auf Narben von vorausgehenden Operationen achten, manchmal sieht man sie nicht auf den ersten Blick durch die Behaarung oder die Narben sind sehr klein. Also muss immer gefragt werden: Sind Sie schon einmal am Bauch operiert worden? Manche Patienten haben vergessen, dass sie im Kindesalter einmal am „Blinddarm“ operiert worden sind, oder der Frauenarzt hat einmal den Bauch „gespiegelt“. Seit 1990 werden viele Operationen „minimal invasiv“ durchgeführt, von „außen“, die 3 oder 5 mm kleinen Narben können fast vollständig unsichtbar sein.
Warum können Operationen des Bauchraumes „Verwachsungen“ verursachen?
Fast Jeder hat sich schon einmal eine schürfende Hautverletzung zugezogen. Unter Bildung eines bräunlichen Schorfes heilt die Wunde und der Schorf fällt ab, nicht einmal eine Narbe entsteht. Für diese Heilung ist unser Blut verantwortlich, es bildet den Stoff „Fibrin“, der klebt alles zusammen, er heilt die Wunden äußerlich und innerlich. Nur so können alle medizinischen Massnahmen im inneren des Körpers zu Erfolg führen. Eine Operation setzt innerliche Wunden, endgültig heilend verklebt durch das Fibrin im Blut. Die Nebenwirkung diese „Verklebens“ kann aber leider dazu führen, dass Dünn-und Dickdarmschlingen untereinander zusammenwachsen (Konglomerat) oder Abschnürungen wie in der Abbildung gezeigt (Bride) lokal sogar zu lebensgefährlichen Darmverschlüssen führen können.
Briden-Darmverschluss (Strangulation!)
Sofortmaßnahmen in dieser lebensgefährlichen Situation
Der heftige Schmerz wird begleitet von Erbrechen und schwerem Krankheitsgefühl. Der abgeschnürte Darmabschnitt verliert akut seine Durchblutung und innerhalb von wenigen Stunden „stirbt der Darmabschnitt ab“. Unglücklicherweise vermindert sich dann der Schmerz („stilles Intervall“) um danach durch die entstehende Bauchfellentzündung ein schwerkrankes schmerzendes Befinden auszulösen. Spätestens jetzt besteht ein lebensgefährlicher Zustand, der nur durch eine Notoperation beseitigt werden kann.
Leider ist das Chamäleon „Verwachsungen“ nicht eindeutig!
Der genannte Notfall ist für den Betroffenen tragisch, aber er führt zu einer zielgerichteten Behandlung. Leider ist das „untereinander Verwachsen auf längere Strecke“ im Sinne eines Konglomerates häufiger, insbesondere, wenn mehrfach am Bauch operiert werden musste.
Der Befund kann folgendermaßen beschrieben werden: Wenn Kinder mit einem langen Wasserschlauch im Garten spielen, achten sie oft nicht darauf, den Schlauch geordnet zu ziehen. Irgendwann liegt er verknotet da und unter dem Zug ist er abgeknickt. Wasser fließt nicht mehr heraus. Im Garten ist es einfach, das Konglomerat wieder zu ordnen!
Die Patienten, die Verwachsungen bekommen und es nicht wissen können, müssen hinnehmen, dass kein „diagnostisches Beweismittel“ vorliegt, wie weit fortgeschritten die Einengungen des Darmes sind, die dann auch die krampfenden, blähenden, auch Erbrechen auslösenden Beschwerden abklären können.
Die minimal invasive Bauchspiegelung (Laparoskopie) kann helfen!
Heute erfolgt praktisch jede Bauchoperation in minimal invasiver Technik, insbesondere beim Notfall, wie es der akute Briden-Darmverschluss geradezu klassisch darstellt.
Die von „Verwachsungsbauch-Beschwerden“ Betroffenen können unter vorherigem Ausschluss eines Darmverschlusses, der noch mit konservativen Abführmaßnahmen erfolgreich behandelt werden kann, auch einer Laparoskopie unterzogen werden, da in minimal invasiver Technik durch „Adhäsiolyse“ (Durchtrennen von Verwachsungen) geholfen werden kann.