Narben und Verwachsungen nach Bauchoperationen
Viele Männer und Frauen leben bereits einige Jahre mit einer Narbe am Bauch die als Folge einer Operation zurückgeblieben ist. An diese Narbe hat man sich bereits gewöhnt. Aber etwas hat sich verändert.
Bereits wenn die Bauchhaut und das darunter liegende Bauchfell zu Beginn einer Operation eröffnet wird setzt die Wundheilung und damit die Verwachsungsbildung ein. Dieser hochkomplexe Vorgang wird von unterschiedlichen Faktoren gesteuert, die genauen Abläufe sind bis zum heutigen Tag nicht in allen Einzelheiten erforscht.
Bei der Wundheilung entsteht Wundsekret. Ein darin enthaltenes Eiweiß, Fibrin, das auch bei der Blutgerinnung eine wichtige Rolle spielt, legt sich auf die Wunde. Seine biochemischen Eigenschaften bewirken, dass benachbarte Organoberflächen anhaften. Der Körper ist in der Lage, diese Oberflächen wieder voneinander zu trennen, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind (z. B. ausreichende Durchblutung des Gewebes und Abbau des Fibrin-Moleküls – die sogenannte Fibrinolyse).
Erfolgt dies nicht, beginnt nach 5 – 7 Tagen die Verklebung. Aus den ursprünglichen Verklebungen entstehen organisierte Bindegewebsstränge, die mit der Zeit sogar Blutgefäße und Nerven enthalten können. Eine eingeschränkte Aktivität der Fibrinolyse kann bereits in den ersten Tagen nach der Operation der erste Schritt zu einer bleibenden Gewebeverbindung sein.
Erst Verklebung, dann Verwachsung
Das bedeutet, dass die Narbe mit dem „Untergewebe“ also dem Bauchfell und den Faszien verklebt und über die Dauer von Jahren sich ein fester Zug bildet.
Verwachsungen bilden sich als natürliche Reaktion der Wundheilung immer dann, wenn das Bauchfell oder/und innere Organe verletzt werden. Während eines chirurgischen Eingriffs wird das Bauchfell zwangsläufig verletzt. Allerdings kann diese Verletzung auch durch mechanische Schädigung oder als Folge von Entzündungen resultieren.
Verwachsungen im Bauchraum entstehen insbesondere nach operativen Eingriffen sowohl bei offenem Bauchschnitt als auch bei Bauchspiegelungen oder anderen Operationen in sogenannte Knopfloch-Technik.
Das veränderte Körperverhalten nach der Operation
Die Atmung in den Bauchraum ist eingeschränkt, sowie das Aufrichten bzw. Strecken besonders nach dem Essen ist gehemmt. Die natürlichen Bewegungen der Organe im Bauchraum z. B. Leber, Nieren, Bauchspeicheldrüse Magen, Darm usw. sind ebenfalls eingeschränkt. Auch die Motilität d. h. die Eigenbewegungen der Organe sind ebenfalls verändert und gemindert.
Behandlungsmöglichkeiten
Um die Verklebungen vom Bauchraum aufzuheben sind immer spezifischere Massagegriffe gefunden worden und es vollzog sich eine Entwicklung, die von der direkten Einwirkung des Anwenders auf Haut und Muskeln des Patienten wegführte. Henry Head entdeckte die ersten Grundlagen der Somatotopik. Auf diesem Wissen aufbauend forschte Wolfgang Kohlrausch zur Beeinflussung innerer Organe durch gezielte Reize der Haut. Auf diese Form der Therapiemöglichkeit kam Kohlrausch durch die Selbstversuche der Physiotherapeutin Elisabeth Dicke (1884–1952), welche dann die Bindegewebsmassage erfand. Zeitgleich erfand der Arzt und Physiotherapeut Paul Vogler die Kolonbehandlung sowie die Periostmassage..
Die Rehabilitation
Da sich die theoretischen Grundlagen der einzelnen Massagearten sehr stark voneinander unterscheiden und diese auf völlig unterschiedlichen Behandlungstheorien basieren, ist die Anzahl der teils nachgewiesenen Wirkungsweisen auf den Körper groß. Nachfolgend sind die wichtigsten dieser Wirkungsweisen genannt: Lokale Steigerung der Durchblutung, Senkung von Blutdruck und Pulsfrequenz, Entspannung der Muskulatur, Lösen von Verklebungen und Narben, Verbesserte Wundheilung, Schmerzlinderung, psychische Entspannung, Reduktion von Stress, Verbesserung des Zellstoffwechsels im Gewebe. Um nur die wichtigsten Wirkungen zu benennen.
Wenn das Ziehen oder Drücken im Bauchraum Geschichte ist
Im Anschluss ist es durch die osteopathischen Behandlungen mit ihren Techniken die viel Feinfühligkeit und Erfahrung erfordert, möglich, die Mobilität der Verklebungen und Verwachsungen des Narbengewebes im Bauchraum so zu verbessern, dass eine weitgehend normale Atmungsfähigkeit in Bezug auf Volumen und Frequenz wiederhergestellt werden kann.
Dies ist für den Betroffenen dann ein Gefühl, vergleichbar als wenn der zu eng geschnallte Gürtel wieder abgenommen worden ist.
Grenzen der manuellen Behandlung
Im Extremfall können Verwachsungen einen Darmverschluss verursachen. Das ist dann ein Notfall der sofort in eine Klinik und die Hände der Chirurgie gehört. Eine manuelle Behandlung verbietet sich hier.