Schwimmen lernen, fit bleiben im Leben

 

Schwimmen zu können ist wichtig. Ohne diese Fähigkeit sind Familienausflüge, Badeurlaube, Klassenfahrten, verschiedene Wassersportarten und vieles mehr oftmals nur eingeschränkt oder gar nicht möglich.

Den Bewegungsraum Wasser zu erschließen ist für jede und jeden die Möglichkeit, einzutauchen, reinzuspringen, abzuschalten und sich schwerelos zu fühlen. Der Gesundheitssports Nummer 1 in Deutschland – Schwimmen – sollte jeder beherrschen und lernen….oder gelernt haben!  

Grundsätzlich lässt sich die Schwimmausbildung in mehrere Stufen einteilen:

Wassergewöhnung – Wasserbewältigung – Schwimmfähigkeit – Wassersicherheit

Wassergewöhnung

Mit frühzeitigem und regelmäßigen Kontakt zu und spielerischen Übungen im und am Wasser (z.B. in der Badewanne, Dusche oder im Planschbecken, auf Wasserspielplätzen, an Pfützen, kleinen Bäche etc.) sowie bei Besuchen im Schwimmbad (öffentliches Bad, Babyschwimmkurse) kann bereits von Klein auf und lange vor dem ersten Schwimmkurs viel getan werden, damit Kinder das Element Wasser mit seinen besonderen Eigenschaften kennenlernen.

Geben Sie Ihrem Kind ausreichend Gelegenheit Eigenschaften wie Temperatur, Druck, Auftrieb und Widerstand im Wasser kennenzulernen.

Achten sie dabei auf vielseitige Anregungen, Zeit zum Ausprobieren und Experimentieren und haben Sie Geduld, wenn ihr Kind nicht sofort Begeisterung für das Wasser entwickelt. Zwingen Sie ihr Kind NIEMALS zu Dingen, vor denen es (noch) Angst hat. Helfen Sie Ihrem Kind stattdessen durch schrittweise Annäherung, die Angst abzubauen.

Bitte beachten Sie ebenfalls, dass in jeder Situation, in der Kinder mit, am und im Wasser spielen, eine Beaufsichtigung des Kindes erfolgen muss, da sich insbesondere Kleinkinder aufgrund der Körperproportionen (schwerer Kopf, schwache Nackenmuskulatur) oftmals nicht selbst aus gefährlichen Situationen befreien können. Das bedeutet: Geraten sie mit dem Gesicht unter Wasser, reicht möglicherweise die Kraft nicht aus, um den Kopf anzuheben und Luft zu holen – auch wenn das Wasser nur wenige Zentimeter hoch ist. Hinzu kommt, dass kleine Kinder leise ertrinken. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass sie kräftig strampeln und sich wehren. Vermeiden Sie daher alles, was ihre Aufmerksamkeit stark beeinträchtigt (Smartphonenutzung, Medien, Kopfhörer, Telefonate) und widmen Sie sich voll ihrem Kind. Bei mehreren Kindern können Familienmitglieder und Bekannte bei Besuchen im Schwimmbad unterstützen.

Wasserbewältigung

Nachdem die besonderen Eigenschaften des Wassers kennengelernt sind, gilt es diese aktiv zu nutzen bzw. zu überwinden, um ein erstes Fortbewegen im Wasser zu ermöglichen. Vielseitigkeit ist dabei ein wichtiger Bestandteil der Schwimmausbildung. Ein Kind, das sich nur „über Wasser halten kann“ ist kein sicherer Schwimmer. Es muss sich sicher im, am, unter und ins Wasser bewegen können. Grundfertigkeiten im Wasser sind z.B. unter Wasser ausatmen und tauchen, gleiten, springen, rollen und drehen sowie sich antreiben und fortbewegen. Dabei ist es z.B. wichtig, dass Kinder lernen ihre Augen unter Wasser zu öffnen, um sich zu orientieren. Deshalb ist in dieser Phase der Einsatz einer Schwimmbrille ungünstig.

Auch Auftriebshilfen (Schwimmflügel, Schwimmreifen, Schwimmgurte) ersetzen nicht die Beaufsichtigung. Verwenden Sie diese zudem nur, wenn sie wirklich nötig sind. Ihr Kind soll lernen, sich auf seine eigenen Fähigkeiten zu verlassen, nicht auf die Auftriebshilfe. In der Schwimmausbildung wird oftmals komplett auf die Nutzung von Auftriebshilfen verzichtet, stattdessen kommen Schwimmhilfen wie Pool-Noodles und Schwimmbretter zum Einsatz.

Ebenso wichtig dabei ist, dass Sie selbst Sicherheit in und Freude an der Bewegung am und im Wasser haben, um diese an ihr Kind vermitteln zu können. Falls dies nicht der Fall ist, gibt es sicherlich in ihrem Umfeld Personen (Partner:in, Großeltern, Tanten, Onkel, Freunde), die diese Aufgabe mit Freude übernehmen können. In der heimischen Region gibt es viele Hallenbäder, Freibäder und Badeseen, die im Sommer zum Baden und Schwimmen einladen. Gerade die Stadt Wetzlar mit dem Hallenbad Europa und dem naturnahen Freibad, welches 2025 am Karl-Kellner-Ring eröffnet werden soll, bieten sich für alle Wasserratten an. 

Hat Ihr Kind sich mit den Eigenschaften des Wassers vertraut gemacht und weiß diese zu nutzen, dann – und erst dann – beginnen Sie mit dem gezielten Erlernen einer Schwimmtechnik, um sich im Wasser sicher und gut (fort) zu bewegen. Dabei werden zunächst Teilbewegungen und Grobformen erlernt, erst nach und nach entwickeln sich diese zu den bekannten Schwimmarten. Schwimmschulen und Angebote für Schwimmkurse gibt es in der heimischen Region, durch die Pandemie und die Energiekrise gibt es allerdings lange Wartelisten – melden Sie sich also frühzeitig, falls Ihr Kind/Enkelkind in einen Schwimmkurs gehen soll, die meistens im Alter von 5-6 Jahren angeboten werden. Dort werden dann natürlich auch die Baderegeln für ein sicheres Verhalten im Schwimmbad gelernt. 

Schwimmkurs

Die Teilnahme an einem Schwimmlern-Angebot eines Sportvereins oder einer Schwimmschule trägt dazu bei, die Bewegungsfertigkeiten ihres Kindes im und unter Wasser zu schulen und letztendlich die Schwimmfähigkeit sicherzustellen. Schwimmvereine vor Ort, wie zum Beispiel der TV Wetzlar 1847 oder die DLRG Wetzlar, bieten Übungsstunden an und Schwimmkurse an…übrigens auch für Erwachsene, die noch nicht oder nicht richtig schwimmen können. Es gibt es auch Ferien-Kurse wie sie die Wetzlarer Bäder in den Schulferien anbieten, meistens in Kooperation von Kommunen und Sportvereinen. 

Folgende Kriterien sollten Sie bei der Auswahl eines Anbieters beachten:

• Verhältnis Kursleitungen/Teilnehmende (max. 6-8 TN pro ÜL)

• Qualifikation der Kursleitungen und regelmäßige Fortbildungen

• Konzept für eine kindgerechte, spielerische Wassergewöhnung und Schwimmausbildung

• Anzahl der Kurseinheiten (mind. 12-15), Möglichkeiten von Folgekursen oder Dauerangeboten

• Kenntnisse der Rettungsfähigkeit und Erste-Hilfe aller Kursleitungen

• Kinderschutz (z.B. geschulte Ansprechperson für Kinderschutz / Prävention sexualisierter Gewalt etc.)

Erkundigen Sie sich beispielsweise nach welchem Konzept das Schwimmen und welche Schwimmart zuerst vermittelt wird. Qualitativ hochwertige Angebote stellen ihre Übungsleitungen, Qualifikationen und Ausbildungskonzepte bspw. auf der Homepage transparent vor und sind zertifiziert.

Informieren Sie sich vor Beginn des Kurses über die zeitlichen Abläufe, Räumlichkeiten und Regelungen im Bad, um die erste Kursstunde entspannt angehen zu können. Während der Kurszeit halten Sie sich möglichst nicht direkt am Becken auf. Ihr Kind wird dadurch abgelenkt und der Lernprozess gestört. Die Kursleitungen sind für diese Aufgabe geschult, verfügen meist über jahr(zehnt)elange Erfahrung und werden es Ihnen danken! Oftmals besteht die Möglichkeit z.B. hinter einer Glasscheibe, im Bistro oder ähnlichen Räumlichkeiten den Kurs ohne ablenkenden Einfluss auf die Kinder zu verbringen und dennoch zu verfolgen.

Schwimmfähigkeit

Um einen nachhaltigen Lernerfolg zu erzielen, sollte eine regelmäßige Teilnahme beim Schwimmkurs erfolgen (Ausnahme natürlich bei Erkrankung). Nutzen Sie zudem zusätzlich öffentliche Badezeiten im lokalen Hallen- oder Freibad, um gelernte Dinge zu vertiefen. Nutzen Sie dabei die Begrifflichkeiten und Übungen, die das Kind im Schwimmkurs lernt.

Auch nach Beendigung eines Schwimmlern-Angebotes sollten die zusätzlichen Besuche im Schwimmbad fortgeführt werden, denn das Seepferdchen-Abzeichen (oder ein anderes erstes Anfängerabzeichen) bedeutet noch lange keine sichere Schwimmfähigkeit. In Folgekursen können die Ausdauer und Streckenlänge erhöht, weitere Schwimmarten erlernt und ggf. weitere Abzeichen erlangt werden. Als “Nachweis” der sicheren Schwimmfähigkeit gilt in Deutschland das Deutsche Schwimmabzeichen in Bronze. 

Wassersicherheit

Neben dem Erlernen der Schwimmbewegungen, der Entwicklung weiterer motorischer, koordinativer und emotionaler Fähigkeiten (Springen, Tauchen etc.) und der Übung von Ausdauer und Kraft, spielen weitere auch kognitive Fähigkeiten eine große Rolle, um wirkliche Wassersicherheit zu erlangen. Dazu zählen z.B. auch das Wissen über, das Einschätzen von und der Umgang mit Gefahren an Gewässern, insbesondere auch Seen, Flüssen und Meeren. Der Umgang mit Wellen, Strömungen und Gezeiten, wechselnden Temperaturen und Wassertiefen, Schiffsverkehr und baulichen oder natürlichen Hindernissen muss genauso erlernt werden, wie das Schwimmen an sich. Die eigenen Fähigkeiten, entsprechende Gefahren und unvorhergesehene (Not-)Situationen einschätzen und ggf. geeignete Lösungswege finden zu können, zählt ebenso zur Wassersicherheit.

Schwimmen als lebenslanges Hobby

Wie geht es dann weiter? Schwimmen sollte mein sein Leben lang. Die sanften Bewegungen im Wasser sind schonend für die Gelenke und gut für die Muskulatur, ein ganzheitliches Work-Out ist mit dem Element Wasser gesichert. Viele Kinder und Jugendliche sind Mitglied im örtlichen Schwimm- oder Turnverein. Vereine wie der TVW bieten täglich Training an und viele Aktive nehmen regelmäßig an Wettkämpfen und Meisterschaften teil. Zeitgleich gehen im Europabad Wetzlar aber auch viele Freizeitschwimmer Ihrem Hobby nach, ganz egal ob für die eigene Fitness, das Üben für die Teilnahme an einem Triathlon oder um einfach nur ungestört abzuschalten und beim Schwimmen Kalorien zu verbrennen oder Erholung zu suchen. Viele gehen auch im Schwimmbad joggen…ja genau, Aqua-Jogging ist eine Variante des Vorwärtskommen im Schwimmbad. Aqua-Fitness als Wiedereinstieg nach einer Verletzung, Reha-Maßnahme oder Prävention gewinnt immer mehr an Zuspruch und wird von Badebetreibern angeboten im Kurssystem. Gerade jetzt, wenn die Tage wieder kürzer werden und das Wetter ungemütlich wird lohnt sich der Besuch im Schwimmbad. Dieser hat einen unschlagbaren Vorteil gegenüber jeder anderen Sportart – sie kommen immer sauber nach Hause

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Aktuelle Ausgabe1/2025