Parkinson-spezifische Hauterkrankungen

Teil 2

Salbengesicht

Eine fettige, glänzende Gesichtshaut ("Seborrhoea oleosa") war in früheren Jahren, noch vor Beginn der L-Dopa-Therapie, ein typisches Parkinson-Symptom und wurde als "Salbengesicht" bezeichnet, da es aussah, als ob sich der Betroffene eingesalbt hätte. Ursächlich wird eine vermehrte Produktion von Talg angenommen. Diese vermehrte Talgproduktion wird "Seborrhoe" genannt. Der Name setzt sich aus den Begriffen "sebum" (lateinisch) und dem griechischen Wort für Fluss zusammen - Talgfluss. Dieser übermäßige Talgfluss wird auf eine Überproduktion von Fetten durch die Talgdrüsen in der Haut zurückgeführt. Auch die Funktion der Schweißdrüsen in der Haut ist gesteigert. Bevorzugt findet sich diese ölige, fettige Hautveränderung im Gesicht (Stirn, Nase, Nasen-Lippen-Falte, Augenlider) und im Bereich der behaarten Kopfhaut. Ursächlich liegt dieser Fehlproduktion eine gestörte autonome Innervation der Haut und ihrer Drüsen durch die Krankheit zugrunde. 

Diese fettige Haut lockt bestimmte Hautkeime (Hefepilze) an, welche sich in diesem Klima wohlfühlen und übermäßig vermehren. Abbauprodukte dieser Hefepilze reizen die Haut, welche sich im Bereich der befallenen Stellen entzündet; es entsteht eine "seborrhoische Dermatitis" (Synonym seborrhoisches Ekzem), eine Hautentzündung aufgrund der Seborrhoe. Krankheitszeichen sind Rötung, gelbliche Schuppen und Juckreiz. Diese seborrhoische Dermatitis fiel bereits 1927 James Parkinson auf, dem Erstbeschreiber der Erkrankung. Der Hautausschlag betrifft insbesondere die behaarte Kopfhaut, aber auch die Augenbrauen und -lider, die Haut um die Ohren und die bereits oben beschriebene Nasen-Lippen-Rinne. Der Name des Hefepilzes ist Malassezia furfur. Er gehört zu den natürlich vorkommenden Hautkeimen - bei Parkinson vermehrt er sich übermäßig stark. Auch die Zusammensetzung des Talgs verändert sich. Normalerweise bilden Talgdrüsen ein fettiges Sekret, welches sich wie ein dünner Schutzfilm über die Haut legt, um sie vor Austrocknung zu schützen. Dass auch Stress oder Immunmangelkrankheiten zu ähnlichen Hautentzündungen führen können, stützt die Theorie, dass bei Parkinson ein geschwächtes Immunsystem vorliegt. 

Nach Einführung der L-Dopa-Therapie ist diese Hautentzündung deutlich seltener geworden. Sofern sie vorhanden ist, kann dies als Hinweis auf eine unzureichende Versorgung mit Parkinson-Medikamenten oder ein mangelhaftes oder fehlendes Ansprechen auf Parkinson-Medikamente gewertet werden. 

Therapie

Neben einer täglichen Grundpflege der Gesichtshaut stehen Mittel gegen Pilzinfektionen (Antimykotika) zur Verfügung. Gute Erfahrung haben wir mit Ketoconazol gemacht, welches als Gesichtspflege, aber auch als Antischuppenshampoo für die behaarte Kopfhaut zur Verfügung steht. Neben anderen Antipilz-Produkten in Form von Shampoo, Schaum, Gel oder Creme kommen lokal anzuwendende Kortison-haltige Lösungen in Frage, alternativ Hornschicht lösende Mittel. Wenn die akute Entzündung abgeklungen ist, benötigt die betroffene Haut weiterhin intensive Pflege, um Rückfälle zu vermeiden. Dafür geeignet sind fettarme Gesichtscremes, eventuell mit Zusatz von Harnstoff oder Salicylsäure. Patiententipp: Wofacutan Waschlotion. 

Gesichtsrötung (facial flushing)

Viele Parkinson-Patienten weisen eine anfallsartige oder dauerhafte deutliche Rötung der Haut im Gesicht auf, besonders im Bereich der Wangen. Aktuell wird dies oft als "Flush" oder "Flushing" bezeichnet oder auch Gesichtsrubeose, Erythem oder Erythrose. Durch einen vermehrten Einstrom gefäßerweiternder körpereigener Stoffe (vasoaktive Substanzen) dehnen sich die Blutgefäße aus (Gefäßdilatation) und es kommt zu einer Zunahme des Blutvolumens. Diese Gefäßinstabilität ist auf eine gestörte Regulation der Blutgefäße durch die bei Parkinson bestehende Störung des autonomen Nervensystems zurückzuführen. In den Lehrbüchern der Hautärzte wird diese Besonderheit bei Parkinson schon seit vielen Jahren beschrieben. Bereits 1996 wurde dieses "Flushing" in einer neurologischen Fallstudie mit 130 Patienten den nicht-motorischen Symptomen der Krankheit zugeordnet. In einer Studie mit 70 Parkinson-Betroffenen 2001 litt jeder dritte Patient unter dieser Hautrötung. Allerdings wird diesem Befund wenig oder gar keine Beachtung beigemessen, das Wissen darum kann jedoch zur Diagnosefindung beitragen.

Rosazea 

Einen fließenden Übergang gibt es zwischen dieser einfachen Rötung der Gesichtshaut und der Rosazea. Die Rosazea, auch Acne rosacea, Couperose, Kupferrose oder Gesichtsrose genannt, ist eine häufige entzündliche Hauterkrankung, vorzugsweise das Gesicht betreffen. Sie zeichnet sich durch einen schubförmigen Verlauf aus, wobei verschiedene Stadien unterschieden werden. Im Stadium I treten ebenfalls Rötungen (Erytheme) der Gesichtshaut auf, zunächst nur flüchtig, später dauerhaft. In höheren Stadien sind Gefäßerweiterungen (Teleangiektasien), Knötchen und Knoten möglich. Auch Kopfhaut, Hals und Rücken können betroffen sein. Bei ca. 20 % der Patienten sind auch die Augenlider (Lidrand) befallen. In einer ganz aktuellen Studie aus Dänemark (JAMA Neurology 2016) wurde festgestellt, dass Betroffene deutlich häufiger an Parkinson erkranken, als andere Menschen. Die Ursachen der Hautentzündung sind nicht bekannt. Es kommt unter anderem zu einer Aktivitätszunahme eines Enzyms (Matrix-Metalloproteinase), welche bestimmten Eiweißstoffe (Proteine) in der Haut abbaut. Das gleiche Enzym ist nach Ansicht einiger Wissenschaftler auch an der Entstehung der Parkinson-Krankheit beteiligt. In einem Zeitraum von 14 Jahren erkrankten von 5,4 Millionen Dänen Rosazea-Patienten doppelt so häufig an Parkinson als andere Menschen. 

Therapie: 

• kühlendes Thermalwasserspray mit Selen

• Schutz vor UV-Strahlung - Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50

• Provokation vermeiden (scharfe Speisen, Alkohol, heiße Getränke, Medikamente, Stress usw.)

• seifenfreie Hautpflege (z.B. frei®CLEAR BALANCE Reinigungsgel, Tonic, Creme)

• Antibiotika lokal (z.B. Metronidazol Gel, Creme, Lotion, Emulsion)

• Antibiotika systemisch (tägliche Einnahme von geringen Dosen in Tablettenform)

• Azelainsäure lokal (z.B. Skinoren® Gel)

• Brimonidin lokal (Mirvaso® Gel)

• aromatische Retinoide (Isotretionin) - rezeptpflichtig

• IPL Lichtbehandlung beim Hautarzt (keine Kassenleistung)

Über den Autor

Dr. med. Ilona Csoti
Dr. med. Ilona Csoti
Ärztliche Direktorin
Gertrudisklinik Biskirchen

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