Sport und Vorhofflimmern

In Deutschland tritt Vorhofflimmern bei etwa 1,8 Millionen Menschen auf. Eine stetig älter werdende Bevölkerung und die Zunahme von Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes mellitus bedingen eine steigende Tendenz des Auftretens von Vorhofflimmern. Sport und insbesondere Ausdauertraining haben einen festen Platz in der Verhinderung von Herzkreislauferkrankungen. Auch wesentliche Risikofaktoren für Vorhofflimmern wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Herzschwäche und Übergewicht können besonders durch regelmäßige sportliche Aktivität günstig beeinflusst werden.
Es gibt immer mehr Hinweise, dass eine Verbesserung des Lebensstils mit Gewichtsoptimierung und regelmäßige sportliche Aktivität das Entstehen und die Häufigkeit von Vorhofflimmern günstig beeinflussen kann. So kann häufiges Walken das Auftreten von Vorhofflimmern verringern. In einer Studie konnte bei übergewichtigen Menschen gezeigt werden, dass die Wahrscheinlichkeit, in den kommenden Jahren Vorhofflimmern zu entwickeln, bei denen mit einer höheren körperlichen Fitness im Vergleich zu denen mit einer geringen Fitness deutlich reduziert war. Durch ein aerobes Intervalltraining mit zwischenzeitlich höheren Belastungsintensitäten (3 x wöchentlich Laufbandtraining über 4 x 4 Minuten mit 85 – 90 % der maximalen Herzfrequenz mit dreiminütigen Erholungsphasen zwischen den Belastungen mit 60 – 70 % der maximalen Herzfrequenz) kann die Häufigkeit von Vorhofflimmern halbiert werden.
Es gibt jedoch auch gegenteilige Beobachtungen, die zeigen, dass zumindest intensives Ausdauertraining über lange Zeiträume die Entstehung von Vorhofflimmern zu begünstigen scheint. So konnten bei Ausdauerathleten zwar weniger Risikofaktoren und auch eine geringere Wahrscheinlichkeit des Versterbens an Herz-Kreislauferkrankungen ermittelt werden, das Risiko für Vorhofflimmern war jedoch fast um das 6-fache erhöht. 150 Teilnehmer eines Skimarathons in Norwegen wurden nach 30 Jahren nachuntersucht. Die Häufigkeit von Vorhofflimmern war 17-mal so hoch im Vergleich zur Normalbevölkerung.
In den vergangenen Jahren hat insbesondere durch die zahlreichen Fitnessstudios auch das Krafttraining zunehmendes Interesse in der Bevölkerung gefunden. Für ein intensives Krafttraining liegen bei Gesunden bisher keine gesicherten Erkenntnisse hinsichtlich der Begünstigung von Vorhofflimmern vor. Regelmäßiges intensives Krafttraining kann jedoch strukturelle und funktionelle Veränderungen des Herzens hervorrufen. Zugleich kann es während maximaler Kraftbelastungen zu einem massiven Blutdruckanstieg kommen, wodurch auch das Auftreten von Vorhofflimmern durchaus begünstigt werden kann.
Es scheint offensichtlich einen Dosis-abhängiger Zusammenhang zwischen der Intensität und Dauer regelmäßiger körperlicher Aktivität sowie der Fitness und der Entstehung, Häufigkeit und Persistenz von Vorhofflimmern zu geben. Steigende Intensität und Trainingsdauer rufen eine Zunahme des Vorhofflimmer-Risikos hervor. Moderate regelmäßige körperliche Aktivität hingegen hat

offensichtlich nicht nur einen schützenden Effekt, sondern kann zugleich die Häufigkeit der Vorhofflimmerepisoden bei bereits diagnostiziertem Vorhofflimmern deutlich reduzieren.
Bewegungsmangel und inaktiver Lebensstil sind in der allgemeinen Bevölkerung ein größeres Gesundheitsproblem als exzessive sportliche Aktivität. Daher sollte aus ärztlicher Sicht regelmäßiger Sport viel häufiger sowohl in der Vorbeugung als auch in der Behandlung bei bereits nachgewiesenem Vorhofflimmern neben medikamentösen und/oder ablativen Maßnahmen verordnet werden.

 

Über den Autor

Prof. Dr. med. Martin Brück
Prof. Dr. med. Martin Brück
Chefarzt der Medizinischen Klinik I
Klinikum Wetzlar

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