
Hautveränderungen bei Parkinson-Syndromen Teil IV
Hauterkrankungen durch Parkinson-Medikamente
Generalisierte allergische Hautreaktionen (diffuser Hautausschlag) auf L-Dopa-Präparate sind sehr selten. Vor 30 Jahren wurden einige wenige Fälle unter Nacom® (L-Dopa/Carbidopa) beschrieben, diese wurden dem gelben Farbstoff zugeordnet, da unter anderen Dosierungen (blaue Tablette) keine Hautreaktionen auftraten (Chou und Stacy 2007).
Allergische Kontaktdermatitis
Häufiger sind Hautreaktionen unter der Klebefläche von Rotigotin-Pflaster (Rötung, Schwellung, Schmerzen, Brennen, Blasen). Wie in der Fachinformation [UCB Juni 2018] mitgeteilt, kam es in den Zulassungsstudien bei 830 Patienten in 35,7 % zu Hautreaktionen, die meisten waren leicht oder mittelschwer und auf die Klebefläche (Applikationsstelle) begrenzt, zu einem Therapieabbruch kam es bei 4,3 % der Patienten.
Um diese Hautreaktionen zu vermeiden, werden im Beipackzettel umfangreiche Empfehlungen zum Umgang vom Hersteller mitgeteilt. So darf die Applikationsstelle z.B. erst nach 14 Tagen erneut verwendet werden. Wichtig! Da die Trägerschicht des Pflasters Aluminium enthält, sollte es vor ei-ner MRT-Untersuchung (Magnetresonanztomographie) oder einer Kardioversion (Stromstoß in Kurz-narkose) entfernt werden, um mögliche Verbrennungen der Haut zu vermeiden. Auch sollte man es im Sommer nicht an Stellen aufkleben, die der Sonne ausgesetzt sind oder in der Sauna tragen. Durch das Einhalten der Empfehlungen im Beipackzettel und das regelmäßige Pflegen der Haut vor dem Aufkleben und nach dem Ablösen kann man einer solchen Hautreaktion vorbeugen. In schweren Fällen muss die Therapie aus diesem Grund abgebrochen werden.
Abbildung 1: lokale Hautallergie gegen Rotigotin-Pflaster (Foto© icsoti)
Ergoline Dopamin-Agonisten (DA) (Abstammung vom Mutterkorn, es enthält Ergotamin, zum Bei-spiel Bromocripitin, Pergolid, Cabergolin), die heute kaum noch verwendet werden, wurden mit Erythromelalgie in Verbindung gebracht, einer seltenen neurovaskulären (betrifft die Innervation der Blutgefäße) Hauterkrankung, die in der Regel die unteren Extremitäten (Füße, Zehen) betrifft. Ty-pisch sind anfallsartige starke Rötung, Schwellung und schmerzhaftes Brennen. Auch Fibrosen (nar-benähnliche Verhärtung) von Schleimhäuten, z.B. an den Herzklappen oder im Retroperitoneum (Raum hinter dem Bauchraum) oder in der Lunge wurden beschrieben. Operationsbedürftige schwere Herzklappenschäden oder Fibrosen in der Lunge wurden als Nebenwirkung dieser Medikamente be-schrieben. Aus diesem Grund dürfen diese Arzneimittel nur noch in geringerer Dosierung und als Mittel der zweiten Wahl verordnet werden. Sofern man aktuell trotzdem noch mit einem dieser Medi-kamente behandelt werden sollte, sind vierteljährliche Untersuchungen der Herzklappen (Echokardi-ografie) vorgeschrieben.
Auch ein Raynaud-Syndrom kann unter Therapie mit DA auftreten (siehe Abbildung 2). Bei Kälte oder Stress kommt es zu einer starken Verengung der Blutgefäße an den Händen und Füßen mit weißen oder blauen Fingern oder Zehen. Hier kann man sich bei Kälte durch zeitiges Tragen von Handschuhen oder Pulswärmern/Socken schützen.
Abbildung 2: Morbus Raynaud (Foto© icsoti)
Fibrosen oder Erythromelalgie treten nicht bei den Nichtergot-Dopaminagonisten auf.
Diese Gruppe der DA stammt nicht vom Mutterkorn ab. Unter den aktuell häufig zum Einsatz kom-menden Vertretern dieser DA (zum Beispiel Pramipexol, Ropinirol) sind jedoch periphere Ödeme möglich (Wassereinlagerungen in den Vorfüßen, Knöcheln oder un den Unterschenkeln), ebenso unter Amantadin.
Eine bläuliche, netzartige Marmorierung der Haut an den Armen und Beinen wird „Livedo reticula-ris“ (Abbildung 3) genannt und kann unter einer Behandlung mit Amantadin auftreten. Ursächlich wird eine Erweiterung von kleinen Blutgefäßen angenommen. Nach Absetzen bildet sich diese Haut-veränderung vollständig zurück. Das Absetzen sollte jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, da sich einige Patienten motorisch deutlich verschlechtern können (eigene Beobachtung), andere kön-nen problemlos darauf verzichten.
Abbildung 3: Livedo reticularis unter Amantadin (Foto© icsoti)
Hautknötchen unter Apomorphin
Apomorphin, ein Dopaminagonist, der entweder über einen PEN oder eine Pumpe unter die Haut (subkutan) verabreicht wird, verursacht bei der Behandlung mit der Pumpe häufig Reaktionen an der Injektionsstelle, wie z.B. Rötung, Knötchenbildung oder gar Nekrosen (Absterben von Hautzellen mit verbleibender Narbe). Eine Reaktion auf Reizstoffe wird angenommen. Das Auftreten kann durch häufigeren Wechsel der Injektionsstelle, kleinere Nadeln, Ultraschalltherapie, lokale Massagen und Siliziumgel reduziert werden. Die jeweiligen Firmen bieten umfangreiches Servicematerial zur Pflege der Haut unter einer Therapie mit Apomorphin an (siehe Webseiten der Firmen Ever Pharma, Licher MT, Stada und Desitin).
Über den Autor

Ärztliche Direktorin
Gertrudisklinik Biskirchen