Radon im Haus

Wer hat denn davon schon gehört? 

In der Fachwelt der Bauschaffenden ist es noch nicht gänzlich angekommen und in der gesundheitlichen Aufklärung oftmals noch nicht präsent. Doch worum handelt es sich hierbei? Radon 220 als ein Edelgas ist ein Abspaltprodukt von dem Isotop Radium 224, welches im Boden vorkommt. Durch die Gesteinsschichten, unterirdische Wasserläufe und Grundwasserseen, sowie Erdverwerfungen und undichte Bauwerke (meist Keller) kann es ins Gebäude eindringen. 

Warum sollte man Radongas messen? 

Radon zerfällt in weitere Bestandteile. Dies geschieht in einer kleinen Zeitspanne und da Radon ein „Alphastrahler“ (leicht radioaktive Strahlung) ist, schädigt dies das menschliche Gewebe. Dieser Vorgang findet beim Einatmen von Luft statt, da das Radongas sich in der Luft konzentriert. https://www.youtube.com/watch?v=biESGy2iDUQ (Film vom Bundesamt für Strahlungsschutz).

Jede Abdichtungsmaßnahme, die am Gebäude durchführt wird, führt folglich dazu, dass die Hülle des Objektes dichter wird (Fenstertausch, Wärmedämmung, Dacherneuerung, Kellerabdichtung.) Wenn Radon nun über einen anderen Weg eindringen kann, kann es sich im Gebäude ansammeln.  Je nach Bauart des Gebäudes kann es vorkommen, dass sich beispielsweise im Schlafzimmer in der Galerie, oben unter dem Dach mehr Radongas ansammelt wie im Keller. Nicht funktionierende Lüftungsanlagen können hier ebenso problematisch werden und die Situation verschärfen. Viele wissen noch nicht von dieser Gefahr. 

Was sind die Folgen? 

Zu hohe Radonkonzentration im Raum führt zu Lungen- und Zwerchfellkrebs. Statistiken zeigen eine doppelt so hohe Sterberate durch Radon, als durch die Folgen von Brandschäden. Die WHO, Baubiologie und weitere internationale Organisationen haben den Wert zum Gesundheitsschutz bereits seit Jahren auf 100 Bq (Becquerel) festgelegt. Im Strahlenschutz Gesetz steht bereits seit 2018, dass der Schutz vor Radon beachtet werden muss. In Deutschland wurde sich durch einen Expertenrat auf einen Radonwert von 300 Bq im Jahresmittel als Kompromisswert geeinigt. Ab diesem sind Maßnahmen umzusetzen. Deutschlandweite Erhebungen durch bereits vorhandene Karten, beauftragte Messungen, andere geologische Karten und unterschiedliche Messverfahren, sowie Gebiets- und Landkreiszugehörigkeiten wurden zusammengeführt. Hieraus wurde eine rein obligatorische Übersichtsliste erzeugt. Wenige, der in alten Karten erhobenen Risikogebiete (rot dargestellt) finden sich in der neuen Karte (blau dargestellt) wieder. Man sollte wissen, dass die Unterschiede bereits von Grundstück zu Grundstück variieren können und somit die Karten irrtümlich falsch gedeutet werden können. Das Rastermaß in Deutschland ist um ein Vielfaches größer als z.B. in der Schweiz, und somit nicht skalierbar.

Welche Hinweise gibt es?

Radongas ist geruchslos und man kann also erstmal über die Gegebenheiten vor Ort, wie undichte Keller, Bodenabläufe, alte Rohrdurchführungen, Pumpensümpfe oder ähnliches im Haus als mögliche Quelle einordnen. Oder es werden Sanierungsmaßnahmen geplant. Dann sollte man im Vorfeld die Radonkonzentration innerhalb des Gebäudes bestimmen lassen. 

Wer kann helfen?

Ausgebildete Radonfachpersonen erstellen bei einer festgestellten erhöhten Konzentration im Gebäude einen Sanierungsfahrplan. Wichtig vor allem die Werte zum Gesundheitsschutz unter 100 Bq zu bekommen, notfalls unter den 300 Bq Referenzwert. Bei einer kurzzeitigen Messung (ca.4 Wochen bis zwei Monate), welche innerhalb der Heizperiode liegen sollte, wird die Tendenz durch sogenannte Exposimeter, oder durch elektrische Messsysteme erfasst. 

Die vielen unterschiedlichen Möglichkeiten können erst nach Feststellung der Eindringpfade und auch der entsprechenden Gewichtung der Maßnahmen eine Angabe zu den Kosten enthalten. Nicht selten können bereits mit kleinen geeigneten Mitteln hohe Radonkonzentrationen im Inneren des Gebäudes vermieden werden. Wichtig zum Schluss oder zur Sanierungsbewertung ist immer der Jahresmittelwert aus der einjährigen Messung.

 

Radonfachpersonen sind in Verzeichnissen gelistet von z.B. dem:

• Berufsverband Deutscher Baubiologen (VDB- https://radonfachpersonen.de/ )

• Verband Baubiologie (VB)

• Institut für Baubiologie und Nachhaltigkeit (IBN)

• Berufsverband Bund Deutscher Baumeister Architekten und Ingenieure (BDB Bund https://www.baumeister-online.de/service/expertendatenbank/?filter%5Bspecialisations.id%5D=88) oder anderen Fachforen.

Über den Autor

Martin Köhler
Martin Köhler
Baubiologe,
Sachverständigenbüro für Umweltanalytik, Wohngesundheit und Baubiologie

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