
Knochenaufbau des Kiefers als Vorbereitung für Zahnimplantate
Bei der prothetischen Rekonstruktion von Zähnen stellt sich häufig die Frage nach der Notwendigkeit von Zahnimplantaten. Implantate dienen als Träger für festsitzenden oder herausnehmbaren Zahnersatz. Sie übernehmen die Funktion künstlicher Zahnwurzeln. Einzelne Zahnlücken bis hin zum zahnlosen Kiefer können mittels Implantate auf verschiedene Weisen versorgt werden.
Zur Fixierung von Implantaten ist ein ausreichendes Knochenvolumen notwendig. Jedoch ist oft durch den vorangegangenen Zahnverlust, aber auch durch Abbauprozesse im Kiefer, ein zu geringes Knochenangebot vorhanden. Die Gründe für den Verlust von Kieferknochen sind vielfältig. Die häufigsten Ursachen können wie folgt zusammengefasst werden:
Knochenabbau nach Zahnverlust: Müssen Zähne entfernt werden, so fehlt dem umliegenden Kieferknochen die physiologische Belastung, die zum Erhalt der knöchernen Strukturen notwendig ist. Wird eine Zahnlücke oder ein zahnloser Bereich nicht zeitnah versorgt, muss mit einem Rückgang des Kieferknochens gerechnet werden.
Knochenrückgang durch Prothesen: Zusätzlich zur fehlenden physiologischen Belastung des Kieferknochens in zahnlosen Arealen wirkt sich der Druck von Teil- oder Totalprothesen auf den Kieferkamm negativ auf den Kieferknochen aus. Knochenabbau ist die Folge.
Parodontitis: Diese chronische Entzündung des Zahnhalteapparates führt im unbehandelten Zustand zu massivem Abbau von Kieferknochen. Gehen zähne aufgrund der Parodontitis verloren, zeigen sich meist große Knochendefekte.
Pathologische Veränderungen im Bereich der Zahnwurzeln: Entzündungen oder Zysten an den Wurzelspitzen der Zähne können große Knochendefekte hinterlassen.
Zahnverlust und Schädigung des Kiefers durch Trauma: Durch einen Unfall verursachter Zahnverlust geht oft mit einem direkten oder später auftretenden Schaden des Kieferknochens einher. Das Resultat kann ein Verlust des Knochenvolumens sein.
Stellt sich nun die Frage nach einer ausreichenden Verankerung von Implantaten, sollte zunächst eine exakte Diagnostik durchgeführt werden. Anhand einer dreidimensionalen Röntgenaufnahme (DVT „Dentale digitale Volumentomographie“) können alle Bereiche des Oberkiefers und Unterkiefers im Detail dargestellt und diagnostiziert werden. Exakte Messungen der Knochenbreite und Knochenhöhe sowie der Abstand zu kritischen Nachbarstrukturen (Unterkiefernerv, Kieferhöhle) werden durchgeführt. Durch eine präoperative Planung der Implantatpositionen kann die Art und der genaue Umfang eines Knochenaufbaus festgelegt werden. Vorsicht ist geboten bei der Planung auf der Basis herkömmlicher Panoramaröntgenaufnahmen. Die zweidimensionale Darstellung lässt lediglich eine ungefähre Abschätzung der tatsächlichen Situation zu.
Ist die genaue Implantatposition ermittelt und die passende Größe der Implantate ausgewählt, kann abhängig vom Knochendefizit und des Kieferbereichs die passende Aufbautechnik und das Aufbaumaterial festgelegt werden.
Der Knochenaufbau im Oberkiefer: Aufgrund der Nähe zur Kieferhöhle besteht meist eine zu geringe Knochenhöhe. Dies betrifft insbesondere Implantationen im hinteren Seitenzahnbereich. Durch Aufbaumaßnahmen in der Kieferhöhle (Sinuslift) kann die Knochenhöhe aufgebaut und langfristig vergrößert werden. Im Frontzahnbereich des Oberkiefers kann der Kiefer aufgrund vorangegangener Abbauprozesse eine zu geringe Knochenbreite aufweisen. Eine Verbreiterung ist vor der Insertion von Implantaten oder zeitgleich durch verschiedene Techniken möglich.
Knochenaufbau im Unterkiefer: Ähnlich wie im vorderen Bereich des Oberkiefers ist auch der Unterkiefer meist durch einen Knochenabbau in der Breite charakterisiert. Durch minimalinvasive Spreizung des Kieferkamms oder durch seitliche Aufbaumaßnahmen kann ein ausreichendes Knochenvolumen erzielt werden.
Je nach Technik und Volumen des Knochenaufbaus können verschiedene Aufbaumaterialien verwendet werden. Häufig kann Eigenknochen aus dem unmittelbaren OP-Gebiet oder benachbarten Kieferregionen gewonnen werden. Beispielsweise anfallende Bohrspäne aus Knochensubstanz oder Knochenblöcke können für einen Knochenaufbau Verwendung finden. Auch Materialien tierischen Ursprungs oder vollständig künstliche Materialien werden häufig verwendet. Diese ähneln oft der menschlichen Knochenstruktur, sodass körpereigene Knochenzellen nahezu ungehindert mit der Wundheilung und Neubildung von Gewebe starten können. Knochenersatzmaterialien sowie Materialien tierischen Ursprungs werden häufig in Kombination mit Eigenknochen verwendet. So können die Vorzüge beider Materialien miteinander vereint werden, was in der Anwendung eine ausreichende Menge, angereichert mit körpereigenen Knochen- und Blutzellen bedeutet.
Fazit: Implantationen mit einhergehenden oder vorangegangenen Knochenaufbaumaßnahmen des Kiefers werden von spezialisierten Ärzten nach genauer Planung und Diagnostik durchgeführt. Ein minimalinvasives Vorgehen und die höchste Sorgfalt hinsichtlich der Beachtung aller anatomisch relevanten Strukturen sowie der Biologie natürlicher Heilungsprozesse stellen die Grundvoraussetzung solcher Eingriffe dar. Die Auswahl der Operationstechnik und der Aufbaumaterialien haben großen Einfluss auf den Behandlungserfolg und die Prognose. Lassen Sie sich auf dem Weg zu ihrem neuen Zahnersatz über verschiedene Möglichkeiten beraten, um ein Behandlungsergebnis nach ihren Wünschen zu erzielen