Faszien- ein faszinierendes Netzwerk der Natur

Die Faszien unseres Körpers sind hauchdünn und durchziehen den ganzen Körper wie ein gigantisch dreidimensionales Spinnennetz.

In der Medizin wurde in der Vergangenheit meist nur über elastisches Bindegewebe oder Organhüllen gesprochen und den Faszien wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Das änderte sich 2007, insbesondere durch die Veröffentlichungen von Robert Schleip. Faszien sind enorm wichtig für unseren Körper, denn ohne diese würde der Körper in sich zusammenfallen. Sie umhüllen unsere Muskeln, Sehnen, Knochen, Organe, Gefäße und schützen diese. Einerseits geben sie somit Stabilität und Beweglichkeit, andererseits sind sie ein Kommunikations- und Versorgungsnetz. Nicht nur ihre mechanischen Komponenten stehen hierbei im Vordergrund, sondern besonders auch die sensorischen Fähigkeiten. Die Faszien sind laut R. Schleip eines der größten und wichtigsten Sinnesorgane des menschlichen Körpers, denn sie sind von ca. 250 Millionen Neuronen durchzogen. Das gesamte Bindegewebe kann somit als ein einziges großes Organ gesehen werden. Je nach Lokalisation ist das Geflecht mal fester, mal lockerer geknüpft. Es ist für die körpereigene Wahrnehmung von Bewegungsabläufen sowie unserer Lage im Raum zuständig wichtig und reagiert auf Dehnung, Spannung, Schmerz- und Temperaturveränderungen.

Faszien verfilzen durch Bewegungsmangel
Dieses hochsensible Sinnesorgan reagiert auf viele Reize und ist an der Schmerzentstehung beteiligt. Bei chronischen Rückenschmerz-Patienten kann häufig festgestellt werden, dass die Rückenfaszie verdickt, verfilzt und unnachgiebig geworden ist. Ohne die richtigen Bewegungsreize können Bindegewebszellen (Fibroblasten) die Form der Faszien nicht korrekt pflegen. Es kommt zu „verfilzten“ Veränderungen in der Struktur, ähnlich dem Verfilzen eines zu heiß gewaschenen Wollpullovers. Die eigentlich elastischen Faszien verlieren dann ihre Form, verdickten und werden unbeweglicher. Einseitige Bewegungen, Schonhaltungen, Überlastungen und ungesunde Ernährung sorgen für eine schlechte Beweglichkeit innerhalb der verschiedenen Faszien Schichten. Darunter leidet auch die Kraftübertragung der Muskeln und die Gleitfähigkeit zwischen den Strukturschichten. Das Gewebe fühlt sich unnachgiebig, steif und verhärtet an.

Schmerzentstehung und Psyche
Auch emotionale und psychische Belastungen, sowie Stress haben einen hohen Einfluss auf überspannte muskulär-fasziale Strukturen. Eine dauerhafte psychische Anspannung wie z.B. bei einer Depression fördert fasziale Enge, einen Elastizitätsabbau und vermindert einen Nährstoffaustausch. Im Bereich der Zellzwischenräume findet dann kein guter Stoffwechsel mehr statt. Ein mangelnder Stoffaustausch verstopft die Zwischenräume der Faszien und fördert eine Übersäuerung. Für das Gewebe bedeutet es, dass die Wasserbindungskapazität abnimmt und das Gewebe „austrocknet“. Darunter leiden dann das gesamte Immunsystem und unsere Gesundheit auf allen Ebenen.

Mein Tipp: Spezielles Faszientraining und Entsäuerung
Halte Deinen ganzen Körper mit gezielten Bewegungen (z.B. Liebscher & Bracht Übungen) fit, denn so förderst Du, dass die verklebten Faszien-Schichten wieder gut gleiten können und beweglich werden. Achte zusätzlich darauf, dass du genug trinkst. Faszien bestehen zu einem großen Teil aus Wasser und benötigen stets genug Flüssigkeit, um beweglich zu bleiben. Halte Deinen Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht. Ernähre Dich basisch, gesund und ausgewogen und achte auf eine gute Nährstoffversorgung. Gerne empfehle ich in meiner Liebscher-Bracht-Praxis die speziellen L&B Faszienrollen, die dank der umlaufenden Rille und angepasster Härte von jedem Patienten effektiv genutzt werden können. Die Durchblutung wird durch den Massageeffekt verbessert und die Versorgung der Faszien wird wieder gewährleistet. Seit über 13 Jahren lehre ich Faszienyoga und zeige den Patienten, wie dieses dreidimensionale Spinnennetz wieder in Form kommt. Informiere Dich gerne in meiner Praxis und übe einmal mit. Deine Faszien werden es Dir beim Dehnen oder durch die Faszienrollmassage danken. Das Schöne ist: Du baust zusätzlich Stress ab. 

Ich wünsche Dir eine gute Faszien Gesundheit, Deine Petra Müller

Über den Autor

Petra Müller
Petra Müller
Physiotherapeutin, Heilpraktikerin
LNB Schmerztherapiepraxis Wetzlar

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