
Telemedizin bei Herzschwäche –
Endlich auch im Lahn-Dill-Kreis verfügbar
Teil 1 – Telemedizin bei Herzschwäche aus Patientensicht
Die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) war 2022 der fünft-häufigste Grund für einen Krankenhausaufenthalt in Deutschland (Herzbericht Update 2024). Aufgrund des Fortschritts der Medizin ist die Sterblichkeit aufgrund von Herzschwäche in den letzten Jahren rückläufig, jedoch insgesamt weiterhin (zu) hoch. Insbesondere Patienten, die nach einem Krankenhausaufenthalt wegen Herzschwäche entlassen werden, haben direkt im Anschluss daran – insbesondere in den ersten drei bis sechs Monaten - ein deutlich erhöhtes Risiko erneut sich schlechter zu fühlen oder auch zu versterben. Eine telemedizinische Betreuung, also die Übertragung von Gesundheitsdaten zwischen Patienten und Arzt über das Internet bzw. Handynetz, kann diesen Patienten helfen, stabil zu bleiben und erneute Krankenhausaufenthalte verhindern.
Was ist bei Herzschwäche zu beachten?
Patienten sollen zuverlässig und regelmäßig die empfohlene Medikation einnehmen und bei Problemen/Nebenwirkungen dies mit ihrem Arzt/Ärztin besprechen.
Wichtige Gesundheitsdaten wie Blutdruck, EKG und Körpergewicht können anzeigen, ob sich der Zustand bei Herzschwächepatienten verschlechtert. Es ist daher wichtig, die Messung dieser Daten regelmäßig, am besten täglich zu erfassen und aufzuschreiben bzw. zu dokumentieren. Die Entwicklung dieser Werte liefern dem behandelnden Arzt wichtige Informationen, um den Verlauf der Erkrankung einschätzen zu können.
Wie werden die Gesundheitsdaten von Patienten zum Arzt übermittelt?
Die Messungen können von Patienten zu Hause mit einer speziellen Körperwaage und einem Blutdruck-EKG-Gerät gemessen werden. Dies dauert in der Regel nicht länger als drei Minuten pro Tag. Diese speziellen Geräte bekommen entsprechende Patienten kostenlos zur Verfügung gestellt. Hierzu sind drei kurze Schritte notwendig:
1. Körpergewicht mit der Körperwaage messen
2. Blutdruck und EKG mit einer Manschette messen
3. Sie geben an, wie Sie sich an diesem Tag fühlen
Hiernach erfolgt die Übertragung dieser Messwerte und Angaben vollautomatisch und verschlüsselt direkt an Ihren Arzt.
Bei Patienten mit implantierten Defibrillatoren (ICD, CRT) können diese Geräte automatisch und selbständig Gesundheitsdaten messen und zum Arzt übermitteln.
Wird ein Internetanschluß benötigt?
Nein! Patienten erhalten ein Übertragungsgerät, welches Sie nur an den Strom schließen.
Wird ein Smartphone/Handy benötigt?
Nein! Patienten ohne Smartphone/Handy, wird kostenlos ein einfach zu bedienendes Gerät kostenlos ausgeliehen.
Welche Kosten entstehen für Patienten?
Keine! Der behandelnde Arzt prüft die Voraussetzung für eine Kostenübernahme. Bei Patienten, die die Voraussetzungen erfüllen, übernimmt die Krankenkasse die kompletten Kosten (Gesetzliche und Private Krankenkassen).
Was passiert während Urlaub, Kur oder Abwesenheit von zu Hause?
Sollten Sie in den Urlaub, auf Reha oder zur Kur fahren, können Patienten die Messgeräte mitnehmen oder zu Hause lassen.
Wie lange kann das Programm genutzt werden?
Das Telemonitoring kann nur über einen längeren Zeitraum nachhaltig wirken, weshalb die Behandlungsdauer unbegrenzt ist.
Was passiert, wenn Patienten die Behandlung beenden möchten?
Bitte besprechen Sie die Gründe mit Ihrem Arzt. Eine vertragliche Bindung besteht grundsätzlich nicht.
Was geschieht, wenn Patienten vergessen zu messen?
Eine Messung zu verpassen, ist vereinzelt kein Problem. Gleichzeitig ist das regelmäßige Messen wichtig, um die Entwicklung der Vitaldaten über die Zeit hinweg zu beobachten und rechtzeitig bei Verschlechterungen reagieren zu können.
Über den Autor

Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie