
Was sind eigentlich Kontrastmittel?
Kontrastmittel sind chemische Stoffe, die nicht der Heilung dienen und auch keine Beschwerden lindern sollen, sondern bei der Erkennung bestimmter Strukturen oder bestimmter Erkrankungen den Arzt oder Radiologen unterstützen. Inzwischen handelt es sich hierbei um eine große Gruppe von Substanzen, die jeweils bei unterschiedlichen bildgebenden Verfahren oder aber bei unterschiedlichen Fragestellungen verwendet werden können.
Orale Kontrastmittel
Orale Kontrastmittel werden über den Mund aufgenommen, können aber auch durch einen Einlauf als rektales Kontrastmittel über den Anus in den Körper eingeführt werden. In der Zeit vor der Verbreitung der Magenspiegelung und der Darmspiegelung dienten sie dazu, unter Durchleuchtung Tumore des Magens oder des Dickdarms zu finden. Der Radiologe durchleuchtete hierzu den Patienten und drehte ihn auf seinem Untersuchungstisch so, dass krankhafte Prozesse möglichst genau erkannt werden konnten. Nachteil dieser Technik war, dass lediglich der Hohlraum (das so genannte Lumen) von Organen dargestellt werden konnte. Die Wandstrukturen blieben unsichtbar, auch Organe wie Leber und Milz konnten mit diesem Kontrastmittel nicht dargestellt werden. Heute wird orales Kontrastmittel täglich tausendfach in Deutschland verwendet, um die Darstellung von Darmstrukturen in der Computertomographie zu verbessern.
Parenterale Kontrastmittel
Diese Kontrastmittel werden durch eine Infusionsnadel über eine oberflächliche Vene in den Körper eingespritzt. Sie werden zunächst bis in das Herz weiter transportiert. Von hier aus können Sie dann in Lunge und auch in den großen Körperkreislauf transportiert werden. Über die Arterien verteilen sie sich dann in die Organe, die in der Computertomographie durch eine erhöhte Dichte und in der Kernspintomographie durch eine veränderte Signalintensität dargestellt werden können. Tumore innerhalb dieser Organe kommen dadurch häufig erst zur Darstellung. Nachteil der Kontrastmittel ist meistens, dass sie nur für kurze Zeit in den Organen einen entsprechenden, hilfreichen Kontrast verursachen. Deshalb muss eine Synchronisation zwischen der Kontrastmittelgabe und der Anfertigung der radiologischen Bilder beachtet werden.
Haben Kontrastmittel auch Nachteile?
Viele Krankheiten können ohne Kontrastmittel heutzutage nicht erkannt werden. Manchmal helfen alternative bildgebende Verfahren eine Erkrankung auch ohne Kontrastmittel zu finden, allerdings ist im Regelfall z.B. bei einer Lungenembolie das gefährdende Blutgerinnsel in der Lungenstrombahn ohne Kontrastmittel nicht zu erkennen. Dennoch erfolgt vor jeder Kontrastmittelgabe eine Analyse, ob der Nutzen der Kontrastmittelgabe die eventuellen, unerwünschten Nebenwirkungen überwiegt. Patienten, die eine geschädigte Nierenfunktion haben, dürfen in manchen Fällen das typische, jodhaltige Kontrastmittel der Computertomographie nicht erhalten. Eine vorgeschädigte Niere kann unter Umständen auf die Kontrastmittelgabe mit einer Verschlechterung der Funktion reagieren. In manchen Fällen kann eine Vorbehandlung mit Infusionen dieses Risiko minimieren. Dennoch gilt auch hier, dass im Zweifelsfall eine nicht bekannte Erkrankung für den Patienten gefährlicher ist als das zunächst abstrakte Risiko einer durch das Kontrastmittel verursachten Verschlechterung der Nierenfunktion. Auch bei speziellen Schilddrüsenerkrankungen sollte, wenn möglich, kein jodhaltiges Kontrastmittel verabreicht werden, insbesondere bei einer Schilddrüsenüberfunktion. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion kann die Schilddrüse das im Kontrastmittel in großer Menge vorhandene Jod an sich reißen und eine schwere Schilddrüsenüberfunktion bis hin zu einer so genannten lebensgefährlichen thyreotoxischen Krise verursachen. Ist die Untersuchung dennoch notwendig, um z.B. eine lebensbedrohliche Erkrankung zu erkennen, so kann medikamentös vorbehandelt werden, um die Schilddrüse zu schützen. Studien haben in letzter Zeit beweisen können, dass statistisch durch eine fehlende Kontrastmittelgabe mit eingeschränkter Aussagekraft der Untersuchung Patienten häufiger gefährdet werden als durch die Kontrastmittelgabe selbst. Es ist also alles eine Frage der Notwendigkeit und der Ernsthaftigkeit der Erkrankung.
Kontrastmittel sind zusammengefasst von großer Wichtigkeit in der modernen Medizin. In der Onkologie, bei der Behandlung von Tumoren, sind sie nicht mehr wegzudenken, um z.B. Metastasen in der Leber oder Tumore in der Bauchspeicheldrüse oder den Nieren zu erkennen und zu beurteilen. Vielfältige Kontrastmittel und verschiedene Modalitäten erlauben oftmals bei Allergien auszuweichen. So können Fragestellungen aus der Computertomographie, für die jodhaltiges Kontrastmittel benötigt wird, oftmals auch mit der Kernspintomographie ohne Kontrastmittel oder mit Gadolinium-Präparaten als Kontrastmittel beantwortet werden. Kontrastmittel gibt es auch in der Nuklearmedizin, hier werden radioaktive Substanzen verwendet. Weiterhin können Kontrastmittel heute auch in der Sonographie verwendet werden. Häufig aktualisierte Leitlinien unterstützen den Arzt dabei, Kontrastmittel auch unter speziellen Bedingungen und Fragestellungen, wie z.B. Schwangerschaft oder zur Untersuchung von stillenden Müttern, einzusetzen.
Abbildungen Oberbauch:
Computertomographie (CT) der Organe des Oberbauchs. Auf dem 1. Bild ist die Untersuchung ohne Kontrastmittel dargestellt (im Fachjargon „nativ“). Alle Organe zeigen sich hier mit einer ähnlichen, grauen Farbe (Dichte). Auf dem 2. Bild der gleiche Patient nach Kontrastmittelgabe in einer venösen Phase. Erst durch das Kontrastmittel lassen sich die Blutgefäße in der Leber vom restlichen Lebergewebe unterscheiden. Auch krankhafte Veränderungen, z.B. Metastasen, könnten durch einen Kontrast zum normalen Lebergewebe erkannt werden.
Abbildungen Schädel:
Kernspintomographie (MRT) des Schädels. Auf dem 3. Bild ohne Kontrastmittel und auf dem 4. Bild nach Injektion eines speziellen Kontrastmittels (Gadolinium-Verbindung) in die Vene. Eine Hirnmetastase zeigt sich erst durch das Kontrastmittel als rundliche, helle (signalreiche) Formation in der hinteren, linken Gehirnhälfte (im Bild rechts).
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Chefarzt Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
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