Pflege verbindet Welten

„Ich weiß, wie es ist, alleine zu sein – und genau deshalb soll heute niemand mehr diesen Weg allein gehen müssen.“

Mein Weg von Indien nach Deutschland und die Vision von Care with Concept

Mein Name ist Libin George, ich komme aus Indien und habe dort mein Studium als Krankenpfleger absolviert. Mehrere Jahre war ich als leitender Pfleger auf einer herzchirurgischen Intensivstation tätig.

Schon damals hatte ich den Wunsch, irgendwann im Ausland zu arbeiten. Ich wollte neue Länder kennenlernen, reisen, Erfahrungen sammeln. Dass mein Weg mich ausgerechnet nach Deutschland führen würde, hätte ich damals aber nie gedacht.

Eines Tages wurde auf unserer Intensivstation ein deutscher Patient eingeliefert – ein Chefarzt, der während eines Indien-Urlaubs einen Herzinfarkt erlitten hatte. Ich war einer der Pflegekräfte, die ihn in dieser kritischen Situation betreuten. Innerhalb von wenige Stunden nach seiner Einlieferung wurde er diagnostiziert, erhielt eine Angiografie sowie eine Angioplastie – schnell, professionell und koordiniert.

Als er zurück nach Deutschland kam, war er zunächst verunsichert – alles war so schnell gegangen, dass es ihm fast unwirklich vorkam. Er besuchte einen befreundeten Kardiologen und fragte:
„Schau mal – was genau haben die in Indien mit meinem Herzen gemacht?“
Sein Kollege sah sich die Unterlagen an und sagte:
„Du hast die bestmögliche Versorgung bekommen. Ich hätte es nicht besser machen können.“

Er war tief beeindruckt – und sehr dankbar. Kurze Zeit später schrieb er mir eine persönliche E-Mail. Über diesen Kontakt lernte ich auch seine Partnerin kennen, eine promovierte Diplom-Volkswirtin in leitender Funktion einer Bank. Durch sie habe ich viel über Deutschland gelernt – über das Leben, die Kultur und die Herausforderungen für Menschen, die neu im Land sind.

Sie wurde meine wichtigste Bezugsperson. Sie hat mich jahrelang begleitet, mich unterstützt und mir schließlich ermöglicht, nach Deutschland zu kommen. Ich wohnte anfangs bei ihnen, lernte intensiv Deutsch – und fand meine erste Stelle als Krankenpfleger.

Doch der Einstieg war hart. Ich erlebte Mobbing – nicht wegen mangelnder Leistung, sondern wegen meiner Herkunft. Ich war oft körperlich und psychisch am Limit. Viele Tage verließ ich die Station erst um 23 Uhr. Der Druck war hoch, die Aufgaben nie ganz erledigt. Ich fühlte mich allein und überfordert – und fragte mich immer wieder: Ist das wirklich die Realität für ausländische Pflegekräfte in Deutschland?

Eines Tages holte ich einen Patienten von der Intensivstation ab. Ich sah mich dort um – und spürte plötzlich: Das ist meine Station. Hier möchte ich arbeiten. Ich sprach mit der Stationsleitung, und nach einem Gespräch durfte ich tatsächlich auf die Intensivstation wechseln.

Ab diesem Moment begann für mich ein neuer Lebensabschnitt. Ich traf Kolleginnen und Kollegen, die an mich glaubten – an meine Fähigkeiten, meine Kompetenz. Nach einigen Monaten Einarbeitung betreute ich eigenständig schwerkranke Patienten. Es war eine hochspezialisierte chirurgische Intensivstation – mit viel Verantwortung. Aber es war auch der Ort, an dem ich fachlich und menschlich gewachsen bin.

Ich bin sehr dankbar für die Menschen, die mich dort aufgenommen, gefördert und mir neues Wissen vermittelt haben. Wir sind als Team zusammengewachsen – fast wie eine kleine Familie.

Diese Erfahrungen haben mich stark geprägt. Sie haben mir gezeigt, wie wichtig echte Integration ist – und wie viel sie bewirken kann, wenn Menschen nicht nur mitlaufen, sondern mitgestalten dürfen.

Damals, als ich nach Deutschland kam, haben mich viele Freunde und Bekannte aus Indien kontaktiert:
„Wie hast du das geschafft?“,
„Wie ist die Arbeit in Deutschland?“,
„Wie sind die Deutschen?“,
„Wie funktioniert das mit der Anerkennung?“

Ich wollte helfen – also unterstützte ich sie. Ich half beim Anerkennungsprozess, beim Visum, bei der Bewerbung, bei der Wohnungssuche und bei der Integration. Einige vermittelte ich direkt in Kliniken, andere arbeitete ich selbst auf Station ein. Viele von ihnen arbeiten heute mit hochkomplexer Technik wie ECMO

Vermitteln allein reicht nicht. Vermitteln kann im Grunde jeder. Aber was danach kommt, ist entscheidend – die Begleitung.

Wer aus Indien nach Deutschland kommt, lässt nicht nur ein Land zurück, sondern eine ganze Welt:
In Indien gibt es 36 Bundesstaaten – jeder mit eigener Sprache, und eigener Schrift. Selbst ich als Inder habe große Schwierigkeiten, die Schrift eines benachbarten Bundeslandes zu lesen.
Auch das Essen, die Religionen, das Klima – alles ist anders. Viele Pflegekräfte landen mitten im kalten deutschen Winter – ohne sich jemals vorher in solcher Kälte bewegt zu haben.
Noch schwieriger sind oft die emotionalen Hürden: Manche lassen ihre Kinder zurück – manchmal noch im Babyalter, bei Eltern oder Großeltern. Das ist sehr schwer.

Gleichzeitig sind sie mit einem völlig anderen Arbeitsalltag konfrontiert: neue Sprache, neue Hierarchien, andere Abläufe, hohe Verantwortung.

Wer all das bewältigen soll, braucht echte Begleitung.
Nicht nur in der Theorie, sondern im echten Leben. Und nicht nur am Anfang, sondern dauerhaft.

Aus diesem Erleben heraus ist Care with Concept entstanden – ein Unternehmen, das Pflegekräfte aus Indien ganzheitlich begleitet: sprachlich, fachlich, kulturell und menschlich. Unser Ziel ist nicht nur die Vermittlung von Fachkräften, sondern ihre nachhaltige Integration in den deutschen Pflegealltag. Doch echte Integration funktioniert nicht nur auf Seiten der neuen Mitarbeitenden.
Auch die deutschen Kolleginnen und Kollegen, Stationsleitungen, Führungskräfte und Ärztinnen und Ärzte müssen vorbereitet werden – und zwar vor der Ankunft ihrer neuen Teammitglieder.

Deshalb halten wir in den Kliniken vorab Vorträge und Workshops für die deutschen Mitarbeiter.
Wir berichten aus unserer Erfahrung, erklären kulturelle Hintergründe und zeigen auf, welche Herausforderungen die Pflegekräfte mitbringen – fachlich, sprachlich, aber auch emotional.

Unser Ziel ist es, gegenseitiges Verständnis zu schaffen – und Missverständnissen vorzubeugen, bevor sie entstehen.
Denn Integration ist kein „Extra“. Sie ist die Grundlage dafür, dass Menschen gemeinsam arbeiten können – in Respekt, mit Vertrauen und auf Augenhöhe.

Deshalb fördern wir auch den kulturellen Austausch aktiv – über die Arbeit hinaus. Wir organisieren gemeinsame Veranstaltungen, interkulturelle Abende, kleine Feste, Spiele oder Grillnachmittage, bei denen sich deutsche und indische Kolleginnen und Kollegen ungezwungen begegnen können.

in weiteres großes Thema ist der Wohnraum.
Viele Pflegekräfte, die neu nach Deutschland kommen – selbst nach bestandener Anerkennung – finden keine eigene Wohnung.
Es fehlt an Unterstützung, Zeit, Sprachkenntnissen – und oft auch an Vertrauen auf Vermieterseite.

Deshalb unterstützen wir auch hier aktiv:
Wir schreiben E-Mails, führen Telefonate, fahren persönlich mit zu Besichtigungsterminen – und begleiten den gesamten Prozess.

An einem unserer Standorte, an dem rund 60 unserer Pflegekräfte arbeiten, konnten wir bereits über 35 Wohnungen durch direkte Unterstützung ermöglichen.Viele dieser Wohnlösungen wären ohne unsere Hilfe nie zustande gekommen.

Unser Ziel ist nicht kurzfristige Unterbringung, sondern langfristige Integration – im Beruf und im Leben.
Wir wollen, dass unsere Mitarbeitenden bleiben, ankommen, sich ein Zuhause aufbauen.
Deshalb begleiten wir später auch die Familiennachführung – Schritt für Schritt.

„Bereits über 350 Pflegekräfte haben wir erfolgreich in deutschen Kliniken platziert – viele von ihnen sind heute professionell, empathisch und voll integriert. Zusätzlich betreuen wir aktuell mehr als 600 weitere Profile, die sich in der konkreten Vorbereitung auf ihren Einsatz in Deutschland befinden.

„Wir bieten ihnen das, was ich mir damals selbst gewünscht hätte: Struktur, ehrliche Begleitung und das Gefühl, gesehen und verstanden zu werden.“

Gute Pflege ist grenzenlos – aber sie braucht Brücken.
Ich bin dankbar, dass ich heute genau diese Brücke für andere sein darf.

 

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