Carotisstenose und Schlaganfall:

Therapieoptionen und Prävention

Einleitung

Die Verengung der Halsschlagader (Carotisstenose) ist eine der wichtigsten Ursachen für das Auftreten eines Schlaganfalls. Hierbei stellt die Verengung der Arterie durch atherosklerotische Plaques die wichtigste Ursache dar. Bei dieser Erkrankung werden Cholesterin, Kalk und andere Substanzen in die Gefäßwand eingebaut, was langfristig zu einer Verengung, im Extremfall auch zu einem Verschluss derselben führen kann. Hierdurch kann einerseits der Blutfluss zum Gehirn vermindert werden, andererseits können, was häufiger ist, kleine Bestandteile der Plaque in die kleinen und kleinsten Gefäße des Gehirns verschleppt werden. Hierdurch kann es zu einem Schlaganfall kommen. Die Risikofaktoren sind hierbei dieselben wie für andere atherosklerotische Erkrankungen, wie Herzinfarkte oder die arterielle Durchblutungsstörung der Beine, die sogenannte „Schaufensterkrankheit“. Hier sind insbesondere Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes mellitus und erhöhte Cholesterinwerte zu nennen.

Symptome und Verlauf der Erkrankung

Zunächst zeigt die Carotisstenose in der Regel lange keine Symptome. Auch eine höhergradige Einengung der Halsschlagader führt meist erst dann, wenn mehrere hirnversorgende Arterien betroffen sind, zu Auswirkungen auf die Funktion des Gehirns. Ab einer Einengung von etwa 60-70% steigt allerdings das Risiko, dass kleine Bestandteile der Plaque, oder auch aufgelagerte Blutgerinnsel, über den Blutstrom mitgerissen und in die Arterien des Gehirns verschleppt werden deutlich an. Sind hierbei große Arterien betroffen führt dies zu einem Schlaganfall. Sind kleine und kleinste Gefäße betroffen, bemerkt der Patient dies häufig als kurzdauernde Lähmungen, Sprachverlust oder auch eine kurzfristige Blindheit auf einem Auge. Auch wenn diese Symptome oft nach wenigen Minuten wieder verschwinden gilt in einen solchen Fall höchste Gefahr: Häufig folgt auf solche Ereignisse zeitnah ein echter Schlaganfall mit evtl. schwerwiegenden Folgen, so dass hier unbedingt eine sofortige Vorstellung in einer entsprechenden Fachklinik erforderlich ist.

Diagnostik

Zur Diagnostik der Carotisstenose gehört, neben einem ausführlichen Gespräch und einer körperlichen Untersuchung, immer auch eine Ultraschalluntersuchung der Halsschlagadern. Häufig schließen sich hieran noch eine Darstellung des Gehirns und der versorgenden Arterien in einer Computertomographie oder Kernspintomographie an.

Therapieoptionen

Die Therapie der Carotisstenose richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung, den Symptomen und der allgemeinen Gesundheit des Patienten.

Konservative Therapie

Basis der Therapie ist immer eine Optimierung der Risikofaktoren des Patienten. Medikamentös zählen hierzu Mittel zur Hemmung der Blutgerinnung wie Aspirin oder Clopidogrel, sowie eine Optimierung des Blutdrucks und Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels. Des Weiteren sollten immer eine Raucherentwöhnung, eine Ernährungsumstellung auf eine fettreduzierte mediterane Kost sowie ein regelmäßiges körperliches Training angestrebt werden. Alleine durch diese Basismaßnahmen kann die Erkrankung häufig bereits aufgehalten und zum Teil sogar rückgängig gemacht werden.

Operative Therapie oder Stent-Angioplastie

Beträgt die Einengung der Halsschlagader mehr als 70%, oder treten die oben erwähnten Vorboten eines Schlaganfalls auf, so muss über eine chirurgische Behandlung der Halsschlagader nachgedacht werden. Hierbei wird die Halsschlagader in Vollnarkose oder lokaler Betäubung freigelegt und, unter einem kurzen Ausklemmen aus dem Blutkreislauf, von der atherosklerotischen Plaque befreit. Der Eingriff ist relativ unkompliziert und wird in aller Regel von dem Patienten gut vertragen. Alternativ wird zunehmend auch die Stent-Angioplastie der Halsschlagader angewendet, bei welcher die Plaque mit einem Ballon an die Gefäßwand angedrückt und durch ein flexibles Metallgitterröhrchen (Stent) an dieselbe fixiert wird, eingesetzt. Allerdings wird die operative Ausschälung heute in den meisten Zentren noch als Goldstandard angesehen.

 

Fazit

Die Carotisstenose ist ein ernstzunehmendes Gesundheitsproblem, welches unbehandelt einen Schlaganfall zur Folge haben kann. Um dies zu verhindern ist in der Regel ein individualisiertes Vorgehen erforderlich, wobei der Patient hierzu von einem in der Behandlung des Krankheitsbildes erfahrenen Gefäßspezialisten (Gefäßchirurg, Angiologe, Kardiologe, Neurologe) beraten werden sollte. Ob eine konservative Therapie mit jährlichen Kontrollen ausreicht, oder eine operative oder interventionelle Behandlung erforderlich ist, lässt sich hier in der Regel bereits durch eine Ultraschalluntersuchung klären.

 

 

 

Quellen

1. Flaherty, M. L., et al. (2019). "Carotid Stenosis and Stroke." *Journal of Stroke and Cerebrovascular Diseases*.

2. Chimowitz, M. I., et al. (2011). "Stenting versus Aggressive Medical Therapy for Intracranial Arterial Stenosis." *The New England Journal of Medicine*.

3. Hachinski, V., et al. (2013). "Prevention of Stroke." *The Lancet Neurology*.

4. European Stroke Organization, "Guidelines for Management of Patients with Stroke", 2019.

Über den Autor

Dr. med. Peter Knez
Dr. med. Peter Knez
Chefarzt Gefäßchirurgie Klinikum Wetzlar

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