Hätten Sie’s gewusst?

Cannabis und Darmkrebs

In einer aktuellen Darmkrebsstudie(*) wurden Patienten, bei denen in der Vorgeschichte eine Cannabiskonsumstörung (CUD) diagnostiziert wurde verglichen mit Patienten, bei denen dies nicht der Fall war. Dabei stellte sich heraus, dass Patienten mit CUD in der Vorgeschichte im Vergleich zu den Nichtkonsumenten ein um 22,4 mal höheres Risiko hatten, innerhalb der nächsten fünf Jahre an Darmkrebs zu versterben.

Das Ergebnis überraschte die Forscher der University of California San Diego School of Medicine, die die Studie durchgeführt hatten. Bisherige Laborstudien wiesen darauf hin, dass bestimmte Inhaltsstoffe der Cannabispflanze eine tumorhemmende Wirkung haben. Abgesehen von der schädlichen Wirkung des Rauchens per se, sind in Cannabis keine tumorfördernden Inhaltsstoffe bekannt. Die Autoren der Studie weisen deshalb auch darauf hin, dass die Zusammenhänge vermutlich komplexer sind. Koinzidenz ist nicht gleichbedeutend mit Kausalität, d.h. wenn zwei Ereignisse gleichzeitig auftreten müssen sie nicht zwingend in einem direkten ursächlichen Zusammenhang stehen. Möglicherweise ist nicht die Droge selbst, sondern psychische oder soziale Faktoren, die mit dem Drogenkonsum in Verbindung stehen das eigentliche Problem. Auch der soziale Status in einem Land ohne Krankenversicherungspflicht könnte eine Rolle spielen. „Hoher Cannabiskonsum ist oft mit Depressionen, Angststörungen und anderen Problemen verbunden, die die Fähigkeit eines Patienten beeinträchtigen können, sich voll auf die Krebsbehandlung einzulassen“ erläutert dazu einer der Autoren.

 

 

 

(*Quelle: University of California San Diego, Cuomo RE. Cannabis use disorder and mortality among patients with colon cancer. Ann Epidemiol 2025;106:8-10)

 

Über den Autor

Dr. med. Roger Agne
Dr. med. Roger Agne
Chefarzt Innere Medizin
Dill-Kliniken

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