Gesundheitliche Gefahren der E-Zigarette

Bildgebende Verfahren als Schlüssel zur Diagnose

E-Zigaretten oder auch „Vapes“ (Vaporizer) werden seit etwa 2007 in Deutschland angeboten und besonders von jungen Menschen gerne konsumiert. Es sind technische Geräte, die Flüssigkeit in einem kleinen Tank erhitzen und das entstehende Aerosol (Dampf) an ein Mundstück leiten, so dass es inhaliert werden kann. Laut Erhebungen hat fast jeder dritte Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren schon einmal eine E-Zigarette benutzt. Bedenklich ist die Verbreitung unter Jugendlichen. So greifen beispielsweise 14,5 Prozent der 12- bis 17-Jährigen zu E-Zigaretten, Tendenz steigend.

Die Inhaltsstoffe des sogenannten Liquids sind Propylenglykol und Glycerin als Trägersubstanz. Dazu kommen Aromastoffe, Nikotin und Verunreinigungen durch Nitrosamine und Metalle, die unter anderem krebserregend sind. Moderne E-Zigaretten können individuell bestückt werden.

Das durch die Industrie anfänglich beworbene Image einer ungefährlichen Alternative zur echten Zigarette oder einer Hilfe zur Rauchentwöhnung ist laut Studien nicht haltbar. Es gibt Hinweise darauf, dass es gerade jungen Konsumenten häufig den Übergang zum Rauchen echter Zigaretten erleichtert.

Festzustellen ist: E-Zigaretten sind nicht gesund. Die verschiedenen Inhaltsstoffe können zu Atemwegsreizungen, trockenem Husten, Einschränkungen der Lungenfunktion, erhöhtem Asthmarisiko, Hautreizungen, schweren Entzündungen der Atemwege, Kontaktallergien, erhöhtem Blutdruck und Erkrankungen der Schlagadern führen.

Produkte wie Liquids mit Cannabinoiden enthalten zudem häufig Vitamin-E-Acetat, das beim Verdampfen neben Husten, Atemnot, Brustschmerzen und Müdigkeit auch zu einer schweren Form der Lungenentzündung, der sogenannten EVALI, führen kann. EVALI steht dabei für „E-Cigarette or Vaping Product Use-Associated Lung Injury“, also eine Lungenerkrankung im Zusammenhang mit dem Gebrauch von E-Zigaretten oder Vaping-Produkten. EVALI ist lebensbedrohlich und schon lange in Mittelhessen angekommen. Die Röntgendiagnostik mit Computertomographie und Kernspintomographie spielt bei der Diagnose von EVALI eine wesentliche Rolle. Die Lungenbläschen reagieren bei dieser Erkrankung mit einer schweren Entzündung auf die Substanzen. Es zeigen sich Bilder, die schwersten Lungenentzündungen unterschiedlicher Ursachen gleichkommen. Im Jahr 2019 gab es in den USA einen epidemischen Anstieg dieser Erkrankung mit über 2.800 berichteten Fällen und 68 Todesfällen.

In der wissenschaftlichen Literatur werden zunehmend EVALI-Fälle bei jungen Menschen beschrieben, die durch eine zusätzliche Beeinträchtigung des Gehirns auffallen, bei der der sogenannte Balken, der die beiden Gehirnhälften miteinander verbindet, geschädigt wird. Diese Schädigung kann in der Kernspintomographie nachgewiesen werden und führt beim Betroffenen zu unterschiedlichen Symptomen wie Kopfschmerzen oder Antriebslosigkeit. Häufig sind die Veränderungen und Symptome nur temporär.

Zusammenfassung: E-Zigaretten können die Gesundheit schädigen. Bedenklich ist besonders die Verbreitung bei jungen Menschen und die bisher kaum möglichen Langzeitbeobachtungen der Auswirkungen. Manche Substanzen, die über eine E-Zigarette konsumiert werden, können schwere, lebensbedrohliche Lungenschädigungen verursachen.

Über den Autor

Julia Viola Heinrichs
Julia Viola Heinrichs
Leitende Oberärztin Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Klinikum Wetzlar

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