
Prostatakrebs -
Was Männer wissen sollten,
warum Früherkennung Leben retten kann
und was Sie selbst tun können
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland – jedes Jahr erkranken über 70.000 Männer neu daran. Weltweit ist er sogar die zweithäufigste Krebsart beim Mann. Viele Tumoren wachsen langsam und bleiben lange unbemerkt. Doch bei manchen Männern entwickelt sich ein aggressiver Krebs, der ohne Behandlung lebensbedrohlich werden kann. Früh erkannt ist Prostatakrebs meist gut behandelbar – deshalb ist Vorsorge so entscheidend.
Wer ist besonders gefährdet?
Das Risiko steigt vor allem mit dem Alter: Über 80 Prozent der Betroffenen sind älter als 60 Jahre. Auch familiäre Vorbelastung (z. B. wenn der Vater oder der Bruder erkrankt ist) und bestimmte Genveränderungen (wie zum Beispiel BRCA1/2) erhöhen das Risiko. Männer mit afrikanischer Abstammung sind ebenfalls häufiger betroffen. Doch auch der Lebensstil spielt eine Rolle: Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen, unausgewogene Ernährung und hoher Alkoholkonsum können das Risiko erhöhen.
Was kann ich selbst tun?
Auch wenn man nicht alles beeinflussen kann, gibt es viele Möglichkeiten, aktiv etwas für die eigene Gesundheit zu tun:
✅ Ernähren Sie sich gesund: Essen Sie viel Gemüse (z. B. Tomaten, Brokkoli), Fisch, Vollkornprodukte und wenig rotes Fleisch.
✅ Bewegen Sie sich regelmäßig: Schon 30 Minuten körperliche Aktivität pro Tag helfen.
✅ Halten Sie ein normales Körpergewicht.
✅ Verzichten Sie auf das Rauchen.
✅ Begrenzen Sie Ihren Alkoholkonsum.
✅ Tanken Sie Sonne: Eine gesunde Menge Sonnenlicht täglich fördert die Vitamin D-Produktion und kann das Prostatakrebsrisiko senken.
✅ Reduzieren Sie Stress: Machen Sie Entspannungsübungen und achten Sie auf ausreichend Schlaf.
✅ Haben Sie regelmäßigen Samenerguss: Studien zeigen einen möglichen Schutzeffekt.
Welche Vorsorge gibt es?
Ab dem 45. Lebensjahr haben Männer Anspruch auf eine jährliche Früherkennungsuntersuchung (bezahlt von der Krankenkasse). Diese umfasst:
- Tastuntersuchung der Prostata (digitale rektale Untersuchung),
- Gespräch über Beschwerden, ggf. Untersuchung der Leistenlymphknoten.
Der PSA-Test (Blutwert) kann zusätzlich helfen, Prostatakrebs früh zu entdecken. Dieser wird allerdings nicht automatisch von der Kasse übernommen, wenn keine Beschwerden vorliegen. Die Kosten liegen bei etwa 20 bis 40 Euro (IGeL-Leistung).
Was bringt der PSA-Test?
Der PSA-Test kann auf Veränderungen hinweisen – noch bevor Symptome auftreten. Ein erhöhter PSA-Wert bedeutet aber nicht automatisch Krebs. Auch gutartige Prostatavergrößerungen oder Entzündung können den Wert erhöhen. Deshalb sind bei einem auffälligen Wert weitere Untersuchungen notwendig – zum Beispiel:
- Ultraschall der Prostata (TRUS),
- MRT-Untersuchung (mpMRT),
- gezielte Biopsie (Gewebeprobe) wie die Fusionsbiopsie.
Moderne Verfahren wie die MRT-Ultraschall-Fusionsbiopsie ermöglichen eine sehr präzise Abklärung und dies oft mit weniger Risiko für Überdiagnosen und unnötige Eingriffe.
Wann sollte ich besonders achtsam sein?
Männer mit familiärer Belastung (z. B. Vater oder Bruder mit Prostatakrebs) sollten sich ab 40 Jahren, bei nachgewiesenem Risiko für Genveränderungen ab 35 Jahren beraten lassen. Die Entscheidung, ob ein PSA-Test sinnvoll ist, sollte immer gemeinsam mit dem Arzt getroffen werden.
Was passiert bei einer Diagnose?
Wird tatsächlich Prostatakrebs festgestellt, stehen heute viele Therapieoptionen zur Verfügung.
Die Entscheidung für eine Behandlung ist für viele Männer eine der schwersten ihres Lebens – aus medizinischen, aber auch aus sehr persönlichen Gründen.
Es gibt viele Therapieoptionen – Operation, Bestrahlung, Hormontherapie oder auch abwartende Strategien wie Active Surveillance. Nicht jede Option ist für jeden gleich gut geeignet. Ein Prostatakarzinom, das früh erkannt wird, lässt sich oft schonend behandeln oder sogar beobachten – ohne sofort eingreifen zu müssen. Ein Teil der Tumoren wächst langsam und wäre ohne Früherkennung vielleicht nie entdeckt worden. Aber wenn man sie zu spät erkennt, ist oft nur noch eine intensive Therapie möglich.
Untersuchungen zeigen, dass viele Patienten im Rückblick nicht die Therapieentscheidung selbst bereuen, sondern die dauerhaften Folgen – und oft auch das Gefühl, unzureichend beraten worden zu sein. Aus diesem Grund empfiehlt die ärztliche Leitlinie ausdrücklich: Behandlungsentscheidungen sollen gemeinsam getroffen werden – fundiert, frei von Druck und im Einklang mit den individuellen Wünschen des Patienten.
Fazit:
Die Früherkennung von Prostatakrebs hat sich deutlich weiterentwickelt und reicht von der „einfachen“ Tastuntersuchung bis hin zu hochpräziser Bildgebung. Die digitale rektale Untersuchung (DRU) bleibt dabei ein schneller, kostenloser und klinisch wertvoller Ersttest. Der PSA-Test, obwohl keine Kassenleistung zur Vorsorge, kann in Kombination mit modernen Verfahren ein wichtiger Hinweisgeber für relevante Tumoren sein – vorausgesetzt, man ist gut aufgeklärt. Auch Untersuchungen wie der transrektaler Ultraschall (TRUS) oder die mpMRT, die zunächst privat zu zahlen sind, können sich lohnen, da sie eine gezieltere Diagnostik und damit oft mehr Sicherheit ermöglichen.
Mit Verfahren wie der MRT-Ultraschall-Fusionsbiopsie gelingt es heute, verdächtige Befunde präzise abzuklären – ohne unnötige Eingriffe oder Überdiagnosen. So entsteht ein modernes Vorsorgekonzept, das nicht nur Tumore früh erkennt, sondern auch die Zahl belastender Fehlentscheidungen reduziert.
Wichtig ist: Eine gemeinsame Entscheidungsfindung auf Augenhöhe wirkt sich oft positiv auf die Lebensqualität, die Zufriedenheit und das Vertrauen in die Therapie aus
Über den Autor

Chefarzt
Klinik für Urologie, Kinderurologie und urologische Onkologie - Lahn-Dill-Kliniken