Erschreckend! Mehr als 400 Badetode im Jahr 2024!

Leichtsinn-Übermut-Überschätzung-fehlende Schwimmkenntnisse

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) berichtet, dass die Zahl Opfer seit 2019 erstmals wieder über 400 angestiegen ist. Darunter befindet sich die erschreckende Zahl von 14 Kindern im Alter bis zu 10 Jahren. Es sind überwiegend (76%) männliche Ertrunkene und es sind Flüsse und Seen, in denen am häufigsten Menschen ertranken.

In jeden einzelnen Fall wird nach dem schrecklichen Ereignis die Frage gestellt: „WARUM“.

Ursachen für Badetod oder Badeunfall mit Ertrinken

Der Unterschied besteht darin, dass ein Badetod durch plötzliches Versagen wichtiger Körperfunktionen eintritt, also ein „natürlicher“ Tod, der zufällig beim Schwimmen/Baden geschieht. Alle plötzlichen Erkrankungen mit Atem- oder Kreislaufstillstand, wie Hirnblutung, Herzinfarkt, Herzrhythmusstörung mit Kammerflimmern und die Formen des Reflextodes sind dafür verantwortlich.

Der Badeunfall durch Ertrinken entsteht durch das „Einatmen des Wassers“ und die daraus folgende Blockade der Atemwege.

Besonderheit „Reflextod“ im Wasser

Um zu verhindern, dass reflektorisch ein lebensbedrohlicher Reizzustand entsteht, muss man die eigentlich altbekannten Baderegeln einhalten.

Ein Kehlkopfschock (Stimmritzenkrampf, Laryngospasmus) kann durch plötzliches Einwirken von kaltem Wasser auftreten, die Atmung wird verhindert. Ein Schmerz- oder Kreislaufschock kann durch einen „Bauchklatscher“ verursacht werden. Bei Trommelfelldefekten kann plötzlich Wasser in das Innenohr gelangen und einen „Drehschwindel“ auslösen, der zur Orientierungslosigkeit und zum Reflextod im Wasser führt.

Zur Verhinderung der eingangs genannten Frage „WARUM“, müssen Regeln eingehalten werden.

Die Erfahrung, den Reflextod im Wasser zu vermeiden, lehrt, niemals unabgekühlt in das Wasser zu gehen oder zu springen. Der Bauchklatscher kann zum „Versacken“ des Blutes in den Gefäßen im Bauchraum führen. Aus diesem Zusammenhang erklärt sich die volkstümliche Anschauung, man solle bei „vollem Magen“ das Baden vermeiden. Auch vorheriger Alkoholkonsum erhöht das Risiko eines Kreislaufschocks durch Erweiterung von Blutgefäßen und sollte daher vor dem Baden vermieden werden- unabhängig davon steigt nach Alkoholkonsum auch das Risiko des „normalen“ Ertrinkens (Badeunfall).

Schwimmen kann das Herz fit halten

Auffällig häufig tritt der Ertrinkungstot bei Älteren auf. Knapp jedes dritte Unfallopfer, dessen Alter bekannt ist, war älter als 70 Jahre, Ursache Herz-Kreislauf-Versagen. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft empfiehlt angesichts der zunehmenden Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems ein moderates Schwimmtraining, denn Schwimmen ist und bleibt gesund. Auch hier sei ausdrücklich betont, dass die Einhaltung der Baderegeln lebensnotwendig ist.

Generell gilt: Das Schwimmen sollte grundsätzlich nur in überwachten Bereichen, unter geschulter Badeaufsicht (Schwimmmeistern) stattfinden. Die wichtigsten Tipps für die „Alten“: Gehen Sie langsam ins Wasser...verlassen Sie das Wasser langsam...verlassen Sie das Wasser mehrmals hintereinander (Pausen)...verbessern Sie Ihre Schwimmtechnik!

Die DLRG nennt grundlegende Baderegeln:

  • Nimm Rücksicht auf andere Badende, besonders auf kleine Kinder!
  • Als unsicherer Schwimmer nur bis zur Brust ins Wasser gehen!
  • Verwende nur sichere Schwimmhilfen (Gütesiegel), Badetiere sind als „Schwimmhilfe“ ungeeignet und auch gefährlich!
  • Bringe andere Schwimmer nicht durch Stoßen und Untertauchen in Gefahr!
  • Verlasse beim Auftreten von Übelkeit oder Schwindelgefühl sofort das Wasser!
  • Meide sumpfige und pflanzendurchwachsene Gewässer!
  • Bei Gewitter ist Baden lebensgefährlich!
  • Rufe nie aus Spaß um Hilfe aber hilf anderen, wenn sie in Not sind!
  • Mache Dich mit den Regeln zur Selbsthilfe im Wasser für unerwartete Situationen vertraut.

Darüber hinaus sind gut gemeinte Badetips der DLRG wichtig für Nichtschwimmer und Schwimmer:

  • Kühle Dich ab, ehe Du ins Wasser gehst, und verlasse das Wasser sofort, wenn Du frierst!
  • Nur springen, wenn das Wasser unter Dir tief genug und frei ist!
  • Schifffahrtswege, Buhnen, Schleusen, Brückenpfeiler und Wehre sind keine Schwimm- und Badezonen!
  • Überschätze im freien Gewässer nicht Kraft und Können!
  • Schwimmen und Baden an der See ist mit besonderen Gefahren verbunden!
  • Unbekannte Ufer bergen Gefahren
  • Verunreinige das Wasser nicht und verhalte Dich hygienisch!
  • Ziehe nach dem Baden das Badezeug aus und trockne dich ab!
  • Meide zu intensive Sonnenbäder!

Besonders unfassbar und schwer zu ertragen, ist die Frage „WARUM“, wenn einem folgenschweren Sprung in unbekanntes Gewässer ein Genickbruch mit Querschnittslähmung oder sofortigem Tod folgte! Leichtsinn und Übermut, was für eine Tragik!

 

Über den Autor

Dr. med. Klaus-Dieter Schiebold
Dr. med. Klaus-Dieter Schiebold

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Aktuelle Ausgabe03.07.