Reiseapotheke: So individuell wie die Reise selbst!

Ob Kurztrip oder Weltreise - Vorbereitung ist alles

Reisen bedeutet für viele: abschalten, auftanken, Neues erleben. Ob ein Wochenende an der Nordsee oder mehrere Wochen in Südostasien, ob allein, mit der Familie oder mit Vorerkrankung, der Urlaub sollte vor allem eines sein: unbeschwert. Während Reisen innerhalb Deutschlands medizinisch meist unkompliziert sind, gilt das für Auslandsaufenthalte nicht automatisch. Wer die freie Zeit richtig genießen möchte, sollte auch gesundheitlich gut vorsorgen. Denn Unvorhergesehenes kann überall passieren.

Eine gute Reiseapotheke beginnt mit den richtigen Fragen

Die passende Reiseapotheke ist kein Standardpaket, sondern sollte individuell zusammengestellt werden. Schon bei der Planung lohnt es sich, folgende Fragen zu klären:

  • Wer reist? (Kinder, ältere Menschen, chronisch Kranke?)
  • Wohin geht die Reise? (Tropen, Berge, Küstenregion?)
  • Wie wird gereist (Flugzeug, Auto, Backpacking?) und wie lange?

Zur Grundausstattung einer Reiseapotheke gehören:

  • Schmerz- und Fiebermittel
  • Medikamente gegen Durchfall, Übelkeit, Verstopfung und Sodbrennen
  • Medikamente gegen Erkältung (Halsschmerzen, Schnupfen, Husten)
  • Verbandsmaterial, Wunddesinfektionsmittel, Wund- und Heilsalbe
  • Produkte gegen Sonnenbrand und Insektenstiche
  • Digitales Fieberthermometer, Blasenpflaster, Pinzette

Anpassung an Ziel und Reiseform:

  • Warme/tropische Regionen: Sonnenschutz und Insektenschutz
  • Wander- oder Aktivurlaub: Kühlsalben, Bandagen und schmerzlindernde Gele
  • Tauchurlaub: Ohrentropfen (Vorbeugung von Gehörgangentzündungen)
  • Flugreisen: abschwellendes Nasenspray (Druckausgleich)
  • Regionen mit eingeschränkter Wasserqualität: Trinkwasserdesinfektionsmittel, Moskitonetz

Richtig packen, klug lagern!

Ins Handgepäck gehören Medikamente für die ersten Reisetage, kühlpflichtige Präparate (z. B. Insulin in einer Kühltasche), sowie Notfallmittel wie Asthmaspray, Allergiemedikamente, Nadeln und Betäubungsmittel.
Tipp: Um bei Verlust oder Diebstahl gut abgesichert zu sein, empfiehlt es sich, Medikamente, falls möglich, auf Handgepäck und Koffer zu verteilen.
Wichtig: Nur den tatsächlichen Bedarf mitnehmen, idealerweise mit Reserve für ein paar zusätzliche Tage. Wer Vorerkrankungen hat (z. B. Diabetes, Epilepsie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen etc.), sollte ausreichend vorsorgen.
Originalverpackungen und Beipackzettel sollten mitgeführt werden, denn sie erleichtern die Identifikation beim Zoll und helfen im Notfall. Empfindliche Präparate, wie z.B. Zäpfchen können durch reisetauglichere Alternativen wie Tropfen oder Tabletten ersetzt werden.

Auf Vorschriften achten!

Für starke Schmerzmittel, Betäubungsmittel oder Injektionsmaterialien (z. B. bei Diabetes) ist in der Regel eine mehrsprachige ärztliche Bescheinigung erforderlich. Vor allem bei Reisen außerhalb der EU sollten sich Reisende rechtzeitig über die Einfuhrbestimmungen des Ziellandes informieren, z. B. über das BfArM oder das Auswärtige Amt.

Vorerkrankungen? Doppelt gut planen

Für Menschen mit Erkrankungen wie Asthma, Diabetes, Epilepsie, Herzproblemen etc. ist eine passende Reiseapotheke nicht nur hilfreich, sondern lebenswichtig! Fehlen wichtige Medikamente, kann das im Ausland schnell kritisch werden. Ersatzpräparate sind oft schwer zu bekommen oder unterscheiden sich trotz gleichem Markennamen in ihrer Zusammensetzung.

Reiseimpfungen und Prophylaxe

Abhängig vom Reiseziel können Impfungen gegen Hepatitis A/B, Typhus, Tollwut oder Gelbfieber empfohlen oder sogar vorgeschrieben sein. Beratung bieten Hausärzte, Tropeninstitute oder das Centrum für Reisemedizin (CRM). Auch eine Malariaprophylaxe kann, je nach Region, notwendig sein.

Familienurlaub und Reisen mit Kindern

Kinder benötigen eine speziell abgestimmte Reiseapotheke mit altersgerechten Dosierungen und passenden Arzneiformen. Nicht jede Form eignet sich für jede Reise: Säfte können auslaufen oder verderben und Zäpfchen sind bei Hitze kaum haltbar. Besser sind Alternativen wie Schmelztabletten, Tropfen oder Pulversticks. So bleibt auch unterwegs alles sicher dosierbar.

Wenn doch mal etwas fehlt

Viele Medikamente tragen im Ausland denselben Handelsnamen, enthalten aber mitunter andere Wirkstoffe. Deshalb Wirkstoffnamen notieren, nicht nur Produktnamen. Noch besser ist es, alle wichtigen Präparate direkt aus Deutschland mitzubringen, vor allem bei Dauermedikation oder Notfallpräparaten. Ebenso sollten Dokumente wie Allergie- und/oder Notfallpässe (Deutsch/Englisch) sowie eine Liste mit deutschsprachigen Ärzt:innen im Reiseland (Info z. B. über das Auswärtige Amt) mitgeführt werden.

Reiseapotheke ersetzt keine Krankenversicherung

So gut eine Reiseapotheke auch ausgestattet ist, ersetzt sie keine Reisekrankenversicherung. Diese ist bei Auslandsreisen unverzichtbar, denn nur sie übernimmt im Notfall ärztliche Behandlungen, Krankenhauskosten oder den Rücktransport nach Deutschland.

Individuelle Beratung - besser als auf Verdacht zu packen

Eine Reiseapotheke sollte immer zur Person und zur geplanten Reise passen und nicht einfach nach einer Standardliste zusammengestellt werden. Am besten lässt man sich dazu in der Apotheke beraten. Denn nicht jedes Medikament ist für jede Situation geeignet. Manche Wirkstoffe erfordern besondere Vorsicht oder eine genaue Einschätzung, ob sie zur eigenen gesundheitlichen Situation passen. Auch wer regelmäßig Medikamente einnimmt oder unter chronischen Erkrankungen leidet, sollte mögliche Wechselwirkungen oder Einschränkungen im Blick haben. Fachlicher Rat hilft, Risiken zu vermeiden und die Reise unbeschwert zu genießen. Zudem wird das Thromboserisiko bei langen Flugreisen oft unterschätzt. Ob Kompressionsstrümpfe ausreichen oder vorsorglich Medikamente nötig sind, sollte ärztlich abgeklärt werden.

 

Gut geplant heißt: weniger Sorgen, mehr Erholung

Nicht jede Situation auf Reisen ist vorhersehbar. Doch wer früh vorsorgt, schafft die besten Bedingungen für eine erholsame Auszeit.

Über den Autor

Vanessa Teichmann
Vanessa Teichmann
Apothekerin

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