Gonarthrose:
Verschleiß und Schmerzen im Kniegelenk
Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Tatsächlich kann sie bei einer Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt werden. Allerdings dürfte bei kaum einer Erkrankung die Akzeptanz für die TCM so hoch sein, wie bei Behandlung von Schmerzen des Kniegelenkes. Sicherlich denkt man hierbei vor allem an die Akupunktur. Aber das ist nicht die einzige Behandlungsmethode der chinesischen Medizin.
Arthrose ist die weltweit häufigste Gelenkerkrankung und einer der häufigsten Beratungsanlässe in der allgemeinmedizinischen Praxis. In Deutschland sind geschätzt etwa 5 Millionen Menschen betroffen. Grundsätzlich können alle Gelenke betroffen werden, am häufigsten ist es das Kniegelenk. Der Arzt spricht dann von einer Gonarthrose.
Zunächst aber die Klärung einiger medizinischer Fachbegriffe, die bei diesem Thema häufig auftauchen:
Arthralgie
Bedeutet einfach nur Gelenkschmerzen und besagt nichts zur Ursache.
Arthritis
Bedeutet Gelenkentzündung. Die Entzündung greift Schleimhäute, Knorpel- und Knochengewebe an. Typische Symptome sind Schmerzen bei Bewegung und in Ruhe, Schwellung, Überwärmung, Rötung, Gelenkerguss und Bewegungseinschränkung. Häufige Ursachen sind rheumatische Erkrankungen wie etwa die rheumatoide Arthritis oder Gelenkbeteiligung bei Schuppenflechte. Auch Infektionen durch Viren oder Bakterien, wie z.B. eine Borreliose, kommen in Betracht, ebenso wie Stoffwechselerkrankungen. Als Beispiel sei hier die Gicht genannt.
Arthrose
Bedeutet degenerative Gelenkerkrankung, also durch „Verschleiß“ entstanden. Der Gelenkverschleiß führt zu Knorpelabbau, Verschmälerung des Gelenkspaltes und Reizung der Gelenkkapsel sowie der umgebenden Strukturen wie Bänder oder Schleimbeutel. Die Veränderung kann über lange Zeit symptomlos bleiben. Wenn dann Beschwerden auftreten, handelt es sich oft um Anlaufschmerzen und belastungsabhängige Schmerzen. Ein Gelenkerguss kann auftreten. Das Ausmaß der Arthrose und die Stärke der Schmerzen stimmen oft nicht überein. Die Arthrose hat vielfältige Ursachen. Häufige Ursachen sind Schäden durch Überbeanspruchung, etwa durch körperliche Schwerarbeit oder Sport, einseitige Belastungen über lange Zeit oder hohes Körpergewicht. Mit zunehmendem Alter nimmt die Häufigkeit solcher Beschwerden zu, auch weil die Regenerationsfähigkeit der Gelenke abnimmt. Osteoporose, also eine Abnahme der Knochendichte, fördert die Entstehung von Arthrose. Es gibt auch angeborene Zustände wie X- oder O-Beine, die eine Arthrose fördern. Gelenkentzündungen, vor allem chronische, können ebenso zur Arthrose führen wie Unfälle mit Gelenkbeteiligung.
Was dem Kniegelenk gut tut
Regelmäßige und moderate Bewegung ist wohl das allerwichtigste, gerade auch beim Vorliegen einer Arthrose und wenn es „zwickt“. So werden die Gelenke durch die Flüssigkeit im Gelenkspalt, die tatsächlich Gelenkschmiere heißt, gut „geölt“. Außerdem wird die Muskulatur um das Gelenk gekräftigt, was sich positiv auf Belastbarkeit und Schmerzsymptomatik auswirkt.
Behandlungsansätze der chinesischen Medizin
Die Akupunktur ist heute in der Schmerzbehandlung etabliert. Klinische Studien weisen auf die Wirksamkeit gerade auch bei Gelenkschmerzen hin. In der amerikanischen Fachzeitschrift JAMA (Zeitschrift der amerikanischen Ärztegesellschaft) wurde 2012 eine umfangreiche Analyse veröffentlicht. Sie umfasste 18.000 Patienten mit chronischen Schmerzen, die mit Akupunktur behandelt wurden und bezog sich auf Gelenk-, Muskel-, Rücken- und Kopfschmerzen. Die Schlussfolgerung in der Untersuchung lautet: „Die Akupunktur ist effektiv in der Behandlung von chronischen Schmerzen und deshalb eine sinnvolle Option“. Zum vergleichbaren Ergebnis kam die in Deutschland durchgeführte GERAC-Studie bei chronischen Knieschmerzen.
In China werden häufig auch Heilkräuter verordnet, die zuhause eingenommen werden und ebenfalls Teil der Schmerztherapie sind.
Was gemacht wird
Bei der Akupunktur wird eine Reihe von Nadeln in der Schmerzregion aber auch in anderen Körperregionen gesetzt. Die exakte Punkteauswahl ergibt sich aus der chinesischen Diagnose, die in einem vorausgehenden Erstgespräch ermittelt wird.
In China kommt regelmäßig eine ergänzende Reizstrombehandlung zum Einsatz. Auch in unserer Praxis ist das so. Sie wird an den Nadeln beim Knie durchgeführt und ist nicht schmerzhaft. Sie verstärkt die Wirkung der Nadeln. Wenn die Nadeln gesetzt sind, ruhen die Patienten für 20 Minuten.
Neben der eigentlichen Schmerzbehandlung, die im Fokus steht, geht die Therapie auch auf den Gesamtzustand der Patienten ein. Denn neben den Schmerzen bestehen oft noch andere Beschwerden, wie z.B. Schlafstörungen, Verdauungsprobleme, depressive Verstimmungen und vieles mehr. Das beeinflusst natürlich auch die Auswahl von Heilkräutern.
Kombination mit anderen Behandlungen
Grundsätzlich kann die chinesische Medizin gut mit anderen Behandlungsansätzen wie etwa Medikamenten oder Physiotherapie kombiniert werden. Die Anzahl der notwendigen Akupunkturbehandlungen schwankt individuell sehr stark, so dass man keine exakten Vorhersagen machen kann. Man sollte aber erst einmal von mindestens sechs Sitzungen ausgehen. Bei chronischen Beschwerden liegt die Realität aber eher bei zehn bis zwölf Sitzungen.
Über den Autor
Traditionelle Chinesische Medizin, Weilburg