Kaffee – eine Gefährdung für
Herz-Kreislaufpatienten?

Kaffee ist zweifelsohne das Lieblingsgetränk der Deutschen. Kaffee ist reich an bioaktiven Stoffen, denen positive Wirkungen auf die Gesundheit, wie z.B. auf das Herz-Kreislaufsystem oder metabolische und neurovegetative Erkrankungen zugesprochen werden. Es wird jedoch immer wieder diskutiert, ob auch Patienten mit bereits diagnostizierten Herz-Kreislauferkrankungen oder Bluthochdruck vom Kaffee profitieren oder ob ihnen eher vom Kaffeekonsum abgeraten werden sollte.

Bisherige Studienergebnisse ergaben keinen Hinweis auf eine erhöhte Herz-Kreislaufgefährdung durch moderaten Kaffeegenuss. Ganz im Gegenteil. Eine der neuesten Analysen kam zu dem Ergebnis, dass mindestens drei Tassen Kaffee pro Tag die Gesamtsterblichkeit um die Hälfte reduzierte. Auch in einer weiteren Datenauswertung von 520.000 Personen (EPIC-Studie) war die Sterberate bei denen, die täglich drei oder mehr Tassen Kaffee zu sich nahmen, geringer als bei Nicht-Kaffeetrinkern. Dabei starben die Kaffeetrinker insbesondere weniger häufig an Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems. Die in den USA durchgeführte MEC-Studie, die fast 200.000 Amerikaner untersuchte, zeigte ähnliche Tendenzen. Ein Becher Kaffee pro Tag reduzierte das Sterberisiko um 12 %, 2 bis 3 Becher pro Tag sogar um 18 %. Dabei starben die Kaffeetrinker seltener an Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes mellitus und Nierenerkrankungen. Auch das Sterberisiko an Atemwegs- und bösartigen Erkrankungen war deutlich reduziert. Die Zusammenhänge waren sowohl bei koffeinhaltigen als auch bei nichtkoffeinhaltigem Kaffeekonsum nachweisbar.

Dem Koffein wird eine stimulierende Wirkung auf den Körper zugesprochen. Diese nimmt bei regelmäßigem Konsum im Laufe der Zeit aufgrund eines Gewöhnungseffekts jedoch ab. Wer dagegen keinen oder kaum Kaffee und plötzlich mehrere Tassen trinkt, muss mit Nebenwirkungen wie Herzrasen, Zittern, erhöhter Nervosität, Schlafstörungen und möglicherweise sogar Herzrhythmusstörungen rechnen. Die Auslösung von Herzrhythmusstörungen durch moderaten Kaffeekonsum insbesondere bei Patienten mit einer Herzschwäche bleibt umstritten.

Ein Zusammenhang zwischen dem Kaffeekonsum und dem Auftreten eines Bluthochdrucks ist bislang nicht nur unbewiesen, sondern war nach kürzlich veröffentlichten Daten an 250.000 Probanden mit jeder zusätzlichen Tasse/Tag sogar mit einem reduzierten Bluthochdruckrisiko im Vergleich zu Nicht-Kaffeetrinkern verbunden. Es gibt jedoch auch kontroverse Studienergebnisse, die bei Kaffeetrinkern mit 1 – 3 Kaffee-Getränken pro Tag im Verlauf von 10 Jahren ein dreifach erhöhtes Risiko für das Auftreten von Herz-Kreislauferkrankungen darlegten, das bei 4 Kaffee-Getränken sogar auf das Vierfache ansteigt.

Vorheriger Koffeingenuss kann die körperliche Leistungsfähigkeit beim Sport durchaus steigern, da Konzentrationsvermögen, Ermüdung und Leistungsfähigkeit günstig beeinflusst werden.

Unter Berücksichtigung zahlreicher Analysen lässt sich ableiten, dass regelmäßiger moderater Kaffeekonsum generell kein gesundheitliches Risiko hervorzurufen scheint. Ob die Wirkung regelmäßigen Kaffeekonsums für den Einzelnen nun günstig oder schädlich ist, hängt sicherlich von individuellen und auch den Kaffee betreffenden Faktoren ab. Ganz entscheidend sind dabei wahrscheinlich auch begleitende Risiken, wie z.B. ein gleichzeitiger regelmäßiger Nikotinkonsum beim Kaffeetrinken oder der geliebte kalorienreiche Kuchen am Nachmittag.

 

Über den Autor

Prof. Dr. med. Martin Brück
Prof. Dr. med. Martin Brück
Chefarzt der Medizinischen Klinik I
Klinikum Wetzlar

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