Eileiter-Entzündung - und die Folgen?

In der letzten Ausgabe beschrieben wir Entzündungen des äußeren Genitale, damit gemeint sind die Schamlippen und der Dammbereich, aber auch die Scheide. Gebärmutter, Eileiter und Eierstock zählen zu dem inneren Genitale, den "inneren Geschlechtsorganen". Entzündliche Veränderungen an der Gebärmutter (Uterus) oder der Adnexe (Eileiter und Eierstock) sind aber ungleich gravierender, da sie unbehandelt folgenschwere Komplikationen nach sich ziehen können.

Die Hauptsymptome bei den Entzündungen des äußeren Genitale sind Juckreiz und Brennen, aber nur in sehr seltenen Fällen, wie zum Beispiel beim Herpes genitalis sind es Schmerzen. Der Schmerz steht aber im Zentrum der Entzündungen des inneren Genitale. In der Regel stellt sich eine Frau mit einer Eileiterentzündung aufgrund ein- und/oder beidseitiger Unterbauchschmerzen vor. Diese können langsam, schleichend, aber auch ganz plötzlich aufgetreten sein. Es gibt auch wiederkehrende (rezidivierende) Verläufe, bei chronischen Eileiterentzündungen (Adnexitiden), die häufig nicht so ernst genommen werden wie ein akuter, starker Schmerz, weswegen Patientinnen dann erst später ihre Frauenärztin/ihren Frauenarzt aufsuchen und die Diagnose somit verschleppt wird. Dies kann dann leider mit Eileiterverklebungen einhergehen, so daß unter Umständen keine Schwangerschaft mehr eintreten kann! Daher gilt: Auch leichtere, aber immer wiederkehrende Unterbauchbeschwerden müssen von der Frauenärztin/dem Frauenarzt geklärt werden.

Wie entsteht eine Entzündung der Gebärmutter/der Eileiter?

Keime (zumeist Bakterien) können über die Scheide in die Gebärmutter aufsteigen und dort eine Entzündung des Gebärmutterhalses und der Gebärmutterhöhle verursachen. Von der Gebärmutter können diese Keime dann weiter in den Eileiter, zum Eierstock (eher selten) und sogar weiter bis zum Bauchfell ziehen. Sehr selten gelangen Keime über die Blutbahn zum Eileiter, wie zum Beispiel bei der Tuberkulose.

Gebärmutterentzündung

Der Gebärmutterhals hat empfindlichere Zellen (Zylinderepithelien) als der Muttermund (Plattenepithel) und gilt daher als Eintrittspforte für Keime, seit Jahren sind dies häufig Chlamydien. Diese Chlamydien wandern dann gerne in den Eileiter weiter. Weitere Keime für Gebärmutter- und vor allem Eileiterentzündungen - sind Bakterien, die häufig im Darm vorkommen und dort völlig harmlos sind. Ist die Gebärmutterhöhle von einer Entzündung befallen, treten häufig ein vermehrter, gelblicher Ausfluß und Blutungsstörungen wie Zwischenblutungen und/oder verlängerte und verstärkte Regelblutungen auf. Zuerst wird nur die innere Schicht der Gebärmutterhöhle, die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) befallen. Geht die Entzündung aber auch in tiefere Gewebeschichten weiter, in die Muskelschicht (Myometrium) treten zusätzlich Schmerzen auf, die auch bei der gynäkologischen Tastuntersuchung auffallen. Häufig entstehen diese Entzündungen nach der Menstruation oder seltener auch nach intrauterinen Eingriffen. Die meisten Endo-Myometritiden (Entzündungen der Gebärmutterhöhle) finden sich im Wochenbett, da durch die Ablösung des Mutterkuchens (Plazenta) eine große Wundfläche in der Gebärmutter entsteht. Die Diagnose wird anhand des typischen klinischen Bildes bei der Untersuchung gestellt, außerdem finden sich im Blut typische Entzündungszeichen wie erhöhte weiße Blutkörperchen und ein erhöhtes CRP. Es kann auch ein Abstrich zum Erregernachweis entnommen werden.

Eileiterentzündung

Die Eileiterentzündung ist in unserem Fach eine häufige Erkrankung, gekennzeichnet durch rechts- und/oder linksseitige Unterbauchschmerzen. Schreitet die Entzündung noch weiter fort, sind auch die Eierstöcke und das Bauchfell (Peritoneum) betroffen. Bei einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) entstehen meist schwerste Schmerzen. Adnexitiden (Eileiter-/Eierstockerentzündungen) entstehen meistens nach der Menstruation oder um den Eisprung herum, da zu diesen Zeitpunkten der Muttermundsschleim für Keime durchlässig ist. Ansonsten schützt der starre, zähflüssige Muttermundsschleim vor einem Aufsteigen von Krankheitserregern. Am häufigsten werden Eileiterentzündungen vom Chlamydien, das sind Bakterien, die innerhalb der Zellen wachsen, hervorgerufen. Diese können sogar im Bauch weiter bis zur Leber wandern und auch dort zu Entzündungen und Verklebungen führen, die man bei einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) sehen kann (s. Abb. 1).

Die Leber ist von entzündlichen Verwachsungen überzogen, die zum Bauchfell (Peritoneum) der vorderen Bauchwand ziehen. Dies nennt man, nach den Erstbeschreibern, Fritz-Hughes-Curtis-Syndrom.

Komplikationen

Schreitet eine Eileiterentzündung unbehandelt fort, kann sich ein Abszeß des Eileiters und Eierstockes (Tuboovarialabszeß) entwickeln, der immer operiert werden muß. Häufig muß dann das Organ entfernt werden. Aber auch ohne Abszeßausbildung kann es zu Verklebungen innerhalb des Eileiters oder des Eileiterendes kommen, so daß ein Ei zur Befruchtung nicht mehr vom Eileiter aufgenommen werden kann oder aber der Eileiter mit seiner Umgebung verklebt, auch in diesem Fall kann eine Schwangerschaft auf der betroffenen Eileiterseite nicht mehr eintreten. Außerdem können solche Verwachsungen, die man nur in der Bauchspiegelung sicher diagnostizieren kann (s. Abb. 2), zu immer wiederkehrenden Schmerzen, vor allem beim Geschlechtsverkehr führen.

Schwere Verwachsungen zwischen dem Eileiter, dem Eierstock, der Gebärmutter, dem Bauchfell, der seitlichen Bauchwand und dem Darm.

Ein endständig komplett verklebter Eileiter kann kein Sekret mehr abgeben, er wird dadurch größer und schwillt häufig schmerzhaft an. Auch dies sieht man sehr gut bei der Laparoskopie:

Ist der Eileiter nur zum Teil verklebt, kann es passieren, daß ein befruchtetes Ei zwar vom Eileiter noch aufgenommen, aber nicht mehr bis zur Gebärmutter weiter transportiert werden kann. Wir haben Ihnen in der Abbildung vier eine Schwangerschaft im Eileiter fotografiert:

Diagnostik

Zunächst wird der Muttermund per Spiegeleinstellung (wie bei der Krebsfrüherkennungsuntersuchung) auf Auffälligkeiten untersucht, danach werden Gebärmutter und Eileiter abgetastet. Bei einer Gebärmutter- oder der häufigeren -Eileiterentzündung ergibt sich die Diagnose aus dem Untersuchungsbefund mit dem typischen Druckschmerz. Zusätzlich können Veränderungen im Blut auftreten, mit erhöhten Leukozytenwerten, einer beschleunigten Blutsenkung und einem erhöhten CRP-Wert. Dies muß aber nicht in jedem Fall bei einer Gebärmutter- und/oder Eileiterentzündung der Fall sein. In der Ultraschalluntersuchung - die vor allem zum Ausschluß eines Eierstocktumors durchgeführt wird - sieht man häufig ein wenig Flüssigkeit im tiefsten Punkt der Bauchhöhle, dem Douglas´schen Raum.

Besteht auch nach Behandlung der Verdacht auf eine Eileiterentzündung fort, erfolgt spätestens jetzt eine Bauchspiegelung (Laparoskopie), anhand derer eine Eileiterentzündung bewiesen werden kann:

Natürlich können Unterbauchbeschwerden auch durch andere Erkrankungen hervorgerufen werden, deshalb sehen wir uns bei jeder Laparoskopie auch den sog. Blinddarm (Appendix, Wurmfortsatz) an, um keine Appendizitis zu übersehen:

Therapie

Die Gebärmutter- wie auch die Eileiterentzündungen werden - da sie dieselbe Ursache haben, gleich behandelt, nämlich mit einem Antibiotikum oder mehreren Antibiotika in Kombination. Zunächst wird eine Tablettenbehandlung eingeleitet, ist diese aber ohne Erfolg, werden im Krankenhaus über Infusionen mehrere Antibiotika zur Behandlung verabreicht. Unter Umständen müssen sogar drei unterschiedlich wirksame Antibiotika verabreicht werden, damit heilt eine rechtzeitig behandelte Eileiterentzündung aber in aller Regel folgenlos aus.

Zur Schmerzbekämpfung, aber auch um Verwachsungen zu verhindern, wird noch ein antiphlogistisches Medikament (z.B. Diclofenac) verabreicht. Bei besonders magenempfindlichen Patientinnen bevorzugen wir die Gabe als Zäpfchen und geben zusätzlich noch eine Tablette zum Magenschutz dazu.

Für den Heilungsverlauf wesentlich ist die frühzeitige Erkennung einer Eileiterentzündung, damit die oben geschilderten Komplikationen erst gar nicht auftreten können.

 

Über den Autor

Assem Hossein, Constance Scholl, Dr. med. Axel Valet,
Assem Hossein, Constance Scholl, Dr. med. Axel Valet,
Fachärzte für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Lahn-Dill-Kliniken, Dillenburg

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