Schmerzen im „unteren“ Rücken
Bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen werden häufig Veränderungen im Bereich der Iliosakralgelenke diagnostiziert – insbesondere dann, wenn die Schmerzen die unteren beckennahen Abschnitte des Rückens betreffen.
Was ist das Iliosakralgelenk
Das Iliosakralgelenk, abgekürzt ISG, ist ein Gelenk das zwischen dem Darmbein, lateinisch Os Ileum und dem Kreuzbein, lateinisch Os Sakrum gebildet wird (ISG: Ilium-Sakrum-Gelenk). Neben dem unteren Ende der Wirbelsäule in Höhe des Gesäßes liegen auf beiden Seiten je ein Gelenk zwischen den beiden Darmbeinknochen und dem Kreuzbein.
Bis etwa zum 10. Lebensjahr sind die Gelenkflächen flach und eben. Ab dem 20. Lebensjahr entwickeln sich deckungsgleiche Unregelmäßigkeiten der iliakalen und sakralen Gelenkflächen. Ab dem 30. Lebensjahr verformen sich die Gelenkflächen zu einem Bogen. Ab 4. Lebensjahrzent ist eine deutliche Erhebung der Iliacalenränder zu tasten (bildlicher Vergleich: wie eine halbgeöffnete Ölsardinendose). Gleichzeitig bilden sich am sakralen Rand Veränderungen, die man Osteophyten nennt und die Gelenkoberfläche wird rauer. Eine Symmetrie zwischen beiden Seiten ist dann auch nicht mehr vorhanden.
Osteophyten sind degenerative, strukturelle Veränderungen in Form von knöchernen Ausläufern am Rande des Knochens.
Ab dem 50. Lebensjahrzent treten gehäuft Osteophyten und Ankylosen auf.
Die Ankylose ist der medizinische Fachausdruck für eine Gelenksteife. Diese kann bedingt sein durch eine Verknöcherung des Gelenkspalts oder durch Veränderungen (Narbenzüge) der Gelenkkapsel.
Das Gelenk im Aufbau
Wie alle Gelenke, wird auch das Iliosakralgelenk von zahlreichen Bändern (Ligamenten), welche längs, quer und schräg verlaufen, zusammengehalten. Zusätzlich sorgt die Kraft mehrerer Muskelgruppen die gekoppelt vom Thorax bis zu den Beinen reichen, jeweils mit Faszien umgeben und in Schichten aufeinander aufgebaut sind, für ein aufrechtes Gangbild.
Warum ist dieses Gebiet so schmerzempfindlich?
Das Kreuzbein steht in Verbindung mit Nerven, die aus der Wirbelsäule austreten, genauer mit dem 5. Lumbalwurzelnerv und Nerven aus dem Sakralnervenwurzelbereich 1 – 4.
Die Ursache von Rückenschmerzen liegt jedoch meist in mehreren Faktoren: Muskelverspannung, eine Bandscheibenproblematik und degenerative Veränderung der Wirbelsäule die sich über mehrere Segmente (Nervenaustrittsbereiche) erstrecken. Besteht bereits über längere Zeit eine Belastungshaltung bzw. Schonhaltung z. B. im Lendenwirbelsäulenbereich, kann dies zur Aktivierung der Schmerzrezeptoren im Sakralbereich führen. Das bedeutet: die Region des Sakralgelenks ist Zielort für übertragenen Schmerz der Nerven aus den Nervenaustrittstellen der Lendenwirbelsäule und natürlich auch des Sakralbereichs. So können Schmerzen im Bereich des Iliosakralgelenkes auch von den Bandscheiben, den Zwischenwirbelgelenken oder den Muskeln im unteren Teil der Lendenwirbelsäule herrühren.
Die manuelle Behandlung des Iliosakralgenkes
Vor der Behandlung wird geprüft ob die Ursache der Schmerzen in der Lendenwirbelsäule oder im Sakralbereich oder beidem liegt. Auch werden alle Diagnosen, die eine konservative Behandlung nicht erlauben, ausgeschlossen. Wird bei der Untersuchung des Iliosakralgelenkes festgestellt, dass die Schmerzen wahrscheinlich aufgrund von Blockaden durch Bänder und Muskelzügen verursacht sind, können spezielle manuelle Techniken hilfreich sein.
Je älter das Gelenk desto mehr sind die Osteophyten und Knochenränder miteinander verbunden, so dass eine Blockade aufgrund knöchernen Verwachsungen komplizierter zu behandeln ist. Es bedarf etwas Übung und Fingerspitzengefühl um überhaupt eine Bewegungen dieser Gelenke festzustellen. Spezielle computertomographische Untersuchungen zeigen bei besonderer Belastung lediglich eine Bewegung von 1,0° Flexion (Beugung) bzw. 1,6° Rotation zwischen den Knochenteilen.
In jedem Fall sind mobilisierende Eigenübungen entweder zur Stabilisierung einer erfolgreichen Behandlung oder zur allgemeinen Entlastung in diesem Gebiet hilfreich.